Das große Messen (Teil 1).
Letztes Wochenende fand die Musik Produktiv Messe 2017 in Ibbenbüren statt. Ich war zum ersten Mal da. Und hatte Glück. Zwar nicht bei einer der vielen Gear-Verlosungen, die dort dauernd an jeder zweiten Ecke stattfinden – nein, besser. Sogar viel bässer. (Ich weiß, ich muss mir dieses blöde Wortspiel dringend abgewöhnen. Letztes Mal! Versprochen.)
Am frühen Samstagnachmittag fuhr ich hoch nach Ibbenbüren/Laggenbeck, ist ja nicht weit. Erstaunlich genug, dass ich erst zum zweiten Mal überhaupt den Weg dahin gefunden habe. Mit Glück den Wagen auf dem letzten verfügbarenParkplatz in der anderen Ecke des Gewerbegebiets abgestellt, durch den heftigen Regenschauer zum Haupteingang – holla, GANZ SCHÖN LAUT HIER! Mein alter Gitarren- und Bassfreund Harald wartete schon auf mich, dann kam seine alte Freundin Diana dazu, acht Euro Eintritt – und rein ins Messevergnügen.
Ich hatte mir vorher keinen großen Plan gemacht. Nur einen Messestand wollte ich auf jeden Fall besuchen: den von Marleaux Bass Guitars. Der Name Marleaux war mir schon seit den 90ern geläufig, ich hatte in den einschlägigen Fachmagazinen von den wunderschönen Instrumenten gelesen. Aber Edelbässe waren damals nicht so mein Ding, außerdem hatte ich zu der Zeit den Fokus mehr auf der Gitarre (und spielte Leadguitar in einer Outlaw-Country-Band namens BARN PAIN – gaaaanz andere Geschichte 😉 . Bis vor einigen Jahren dachte ich sogar, dass die Bässe aus Frankreich kommen. Der Name eben.
Aber nein, der Firmenstandort ist im schönen Harz. Als wir Anfang des Jahres planten, die Osterferien im Harz zu verbringen, hatte ich sogar mal kurz gecheckt, wie weit weg unsere gebuchte Unterkunft von der Sägemüllerstraße 37 in Clausthal-Zellerfeld ist. Aber dann kam alles anders – der Urlaub musste abgesagt werden und wir fuhren stattdessen zum Beispiel mal für einen Tag nach Ibbenbüren. Wo mein Schraub- und Schreib-Projekt seinen Anfang nahm. 😉
”WE’RE NOT WORTHY!”
Am Samstag stand ich dann vor dem Messestand 2.33. Und bestaunte ein ganz großes Bass-Kino (im Foto nur unzulänglich wiedergegeben):
Und dann plötzlich eine Stimme von links: ”Willst du mal einen antesten?” Halbe Drehung – und da stand Gerald Marleaux persönlich vor mir. Und ich etwas neben mir. Bei meiner Antwort ging mein erster Impuls ehrlich gesagt zunächst in diese Richtung:
Aber ich hörte mich stattdessen sagen: ”Ja, sehr gerne! Am liebsten einen Viersaiter.” Also nahm Mr. Marleaux den brandneuen Tiuz in die Hand, fragte noch, ob ich mit Kopfhörer oder normal über EICH-Amp & Box (yes!) spielen möchte, und stöpselte den Bass ein. Diesen hier:
Hey, was für ein Bass! Ich hatte bisher selten einen E-Bass dieser Preis- und vor allem Güteklasse in den Fingern. War mir meist zu gefährlich. Man könnte sich ja auf Anhieb in so ein Teil verlieben, und dann will man es kaufen, muss das dann der lieben Ehefrau erklären und dafür gute Argumente finden (”Klar brauche ich unbedingt noch einen achten Bass! Ist doch total sinnvoll!”).
Also spielte ich ein bisschen und versuchte, mich gegen den intensiven Messelärm durchzusetzen. Der Stand gegenüber war übrigens der von Gibson … alles klar? 😉
Ansprache, Klangentwicklung und Sustain waren aber trotzdem als eindeutig überragend hör- und spürbar. Tests des Tiuz in seinen verschiedenen Varianten gibt’s übrigens schon viele – zum Beispiel hier und hier. Und hier. Und auch hier (für die Leser in Fernost).
Die äußerst flache Saitenlage hat mich zuerst etwas irritiert – bin ich nicht gewohnt, bei Bässen habe ich’s lieber ein bisschen höher. Aber man muss dann einfach den Anschlag anpassen und etwas sanfter gestalten, und schon überrascht der Bass mit seiner schnellen Ansprache und einer überaus volltönenden Klangentfaltung. Die mit der ausgefuchsten Elektronik noch umfangreich geformt werden kann – der edle, starke, feine, drahtige Grundcharakter bleibt dabei aber stets erhalten.
So spielte ich und spielte ich. Was genau, weiß ich gar nicht mehr, wahrscheinlich ziemliche Grütze, aus reiner Nervosität. Gerald Marleaux stand schließlich die gesamte Zeit neben mir, erklärte mir freundlich die Schaltung und Klangregelung und weitere Details des Tiuz. Nach einer Weile wollte aber noch jemand den Bass testen. Frechheit, wo doch eigentlich klar erkennbar gewesen sein sollte, dass wir füreinander geschaffen waren!
Talking loud & clear
Aber ohne Bass in den Händen ließ es sich viel besser mit Gerald Marleaux reden. Oder, genauer gesagt, gegenseitig anschreien. Regelrecht. Denn dank Gibson gegenüber mussten wir im Gespräch schon ziemlich laut werden. Zwischendurch fragte ich ihn dann auch, wie man das denn drei Tage lang aushält. Er grinste, nahm einen Schluck Bier aus seiner Flasche und sagte: ”Man wird komplett irre?”
Was Gerald Marleaux mir noch alles erzählt hat, was er von meinem Bass-Schraub-Projekt hielt, welchen Marleaux-Bass ich noch getestet und was ich mir dann schließlich auf der Messe gekauft habe – das alles & mehr im nächsten Teil meines Messeberichts!