73 BASS TO THE FUTURE (Teil 2)

”Whatever will be, will be” –
Die Musik Produktiv Hausmesse 2018

Der erste Teil meines Berichts endete mit dem kurzen Test des Marleaux Shortscale-Basses, der übrigens auch in der aktuellen ”Bass Professor”-Ausgabe euphorisch bespielt & besprochen wird (leider noch kein Link verfügbar, sorry). Jetzt geht’s weiter. Der DeLorean ist mittlerweile im neuen Jahr gelandet – für das ich allen Leserinnen und Lesern alles erdenklich Gute wünsche.

Norbert & ich liefen dann noch ein bisschen weiter rum, erkundeten auch die Angebote im Laden (wo ich die riesige Akustik-Gitarren-Abteilung entdeckte, die ich noch gar nicht so wahrgenommen hatte) und schlenderten dann weiter durch die Messegänge. Norbert kaufte ein tolles Gitarrenpedal und ließ es vom Meister höchstselbst signieren. Ich fand mich immer wieder wie magisch vom Marleaux-Stand angezogen. Aber nicht nur ich – es war dann doch recht voll geworden, nicht nur bei den Bässen, sondern auf der ganzen Messe.

Obwohl ich anfangs noch in Testlaune gewesen war, verging diese mir zunehmend. Es war einfach zu laut überall. Oder, anders (ehrlicher) formuliert: Ich bin langsam zu alt für den Scheiß! Ich wollte es ungefähr so: ”Man reiche mir bitte eine Tasse Tee und ein Instrument meiner Wahl in einer schallisolierten, geräumigen (Wohnzimmer-Dimensionen) Testkabine.” Ich bekam: ”Was? WAS HAST DU GESAGT?? LAUTER!!!”

Ausgerechnet der Marleaux-Stand war in dieser Hinsicht wieder mal ungünstig positioniert. 2017 waren es die Gibson-Gefährten, die direkt gegenüber der edlen Bässe aus dem Harz ungehemmt bretterten, was das Zeug hielt (offensichtlich eine Menge). 2018 hingegen gab es einen fast symbolisch zu verstehenden anderen Grund, weshalb man die Bässe besser sehen als hören konnte: Am Messestand der Firma Mixars führte in regelmäßigen Abständen eine junge DJane vor, was sie so drauf hat. Und Musik aufgelegt hat sie auch noch.

”Musik”? Ja, doch, es ist wohl Musik, aber eben nicht meine. Ich höre ja wirklich auch gerne experimentellen Quark oder schwer erträglichen Fake Jazz oder idiosynkratisch britischen Grundmotorik-Waverock oder Breitband-Soundtrack-Metal aus dem Münsterland oder Electronica-Experimente ehemaliger Schottenpopper oder was auch immer. Aber. Nicht. Sowas:

Ich behaupte mal (und schließe einfach von mir auf alle anderen), dass die Messebesucher zum Großteil eher Rock- und Pop-orientiert waren und sehr viele davon Gitarre oder Bass oder Schlagzeug spielten. Und sich für entsprechende Musikstile interessierten. Und nicht unbedingt für EDM, wie dieses Gebrimmsel allgemein genannt wird. Tja. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein alter, tragischerweise in den 70ern und 80ern musiksozialisierter Sack. Aber das ist jetzt wohl auch die richtige Stelle, um kurz innezuhalten – und die Frage zu stellen: Was würde David Guetta dazu sagen?

”Do you want some Bass?”

Genau. Also zurück zum Marleaux-Stand, wo mir im Gedränge plötzlich ein Gesicht auffiel. Das in der deutschen Bass-Szene durchaus bekannt ist, nicht erst seit dem großen Interview mit ihm in der Bass Quarterly 4/2018: Florian Friedrich! Klar, er ist ja auch Marleaux-Endorser. Und vielbeschäftigter Bass-Profi. Und renommierter Online-Basslehrer. Und was er dann am Stand so auf den Bässen spielte, war wirklich fantastisch – zum Beispiel einige ziemlich coole Stevie-Wonder-Adaptionen. Und ein spontaner Jam mit einem linkshändigen EICH-Mitarbeiter. Ich wünschte, ich hätte das mitgeschnitten!

Flo am Marleaux – große Show.

Aber immerhin habe ich Florian angesprochen und mich ein bisschen mit ihm unterhalten. Ein sehr angenehmes Gespräch (trotz der uns umgebenden Lautstärke), das sich dann für ein paar Takte auch um die Themen Beruf, Hobby, Leidenschaft drehte – und um deren Verknüpfung in der eigenen Biografie. So erzählte er zum Beispiel, dass ihn einst ein Mitschüler erstaunt gefragt hatte: ”Bass studieren? Was willst du denn damit machen?” – und Florian ihm einfach nur die Gegenfrage stellte: „BWL studieren? Was willst du denn damit machen??” 😉

Wer mehr über Florian erfahren möchte, dem sei sein YouTube-Channel ans Herz gelegt. Und natürlich auch seine gerade neu gelaunchte Seite floriansbassunterricht.de. Von seinen Videos war mir vor einiger Zeit vor allem eines aufgefallen, das mir gut gefallen hat. Da geht es um das (auch im Themenbereich meines Blogs spannende) Thema „Vintage-Bass gegen neuen Edel-Bass”, das ich hier von ihm aus seiner Profi-Perspektive sehr aufschlussreich aufgedröselt fand.

Und als Bass-, Bassbauer- und Profibassisten-Fanboy war ich natürlich schamlos genug, Florian um ein Selfie mit mir zu bitten. Tja, in meiner Bassblogger-Geheimidentität mache ich halt dauernd Sachen, über die ich in meinem wirklichen Leben nur den Kopf schütteln würde … oder beide:

Nicht nur bei Bässen, auch bei Brillen einen ähnlichen Geschmack: Florian Friedrich und Yours Truly (v.l.n.r.i.s.d.P)

Schön, Tim. Aber warum heißt dieser Beitrag jetzt eigentlich ”Whatever will be, will be”?

Ja ja, schon gut. Ist einfach zu erklären. Das Aufhänger-Wortspiel meines Messeberichts ist ja BASS TO THE FUTURE. Also muss was mit Zukunft rein. Und dann passte die Zeile aus ”Que Será, Será” natürlich prima. Denn …

”The Future’s not ours to see!”

… das hat auch mit meinem (schon öfter erwähnten) Gefühl zu tun, in diesen Instrument-Test-Situationen, ob im Musikgeschäft oder am Messestand, meist nur totale Grütze zusammenzuspielen. Deshalb hatte ich mich vorbereitet.

Und zwar so: In der Gitarre&Bass-Ausgabe 8/2018 war ein Interview mit Meister Marcus Miller zu dessen fantastischen neuen Album ”Laid Black“ zu lesen. Und eine Transkription des Intros des Titels ”Que Será, Será” war netterweise auch beigefügt. Nicht bekannt? Na dann aber schnell:

https://www.youtube.com/watch?v=KVMuparhtks

Im Vorfeld der Messe hatte ich mich also intensiv mit diesem Intro auseinandergesetzt und es auch zu 95 % hingekriegt (diese eine Stelle in Takt 4, verdammt …). Macht ziemlich Spaß und ist vorzeigbar. Und ich hatte es beim Testen des Marleaux Shortscale-Votans auch kurz angespielt … Aber dann, später, war es mir wie erwähnt überall zu voll und zu laut auf der Messe. Oder, genauer gesagt: I chickened out!

”Will I be pretty? Will I be rich?”

Vielleicht hätte ich mir ja doch noch mehr Bässe auf der Messe anschauen sollen … Schließlich war da ja zum Beispiel mit Claas Guitars eine seltsam attraktive Zukunftsvision des sonst ewig ähnlichen Gitarre/Bass-Themas zu sehen. Aber ich hatte einfach keinen Bock mehr.

Was bleibt? Immerhin ein eindrucksvoller Tag im besten Sinne des Wortes und ein schöner Ausflug mit meinem Bandkollegen Norbert. Und nächstes Jahr fahre ich bestimmt auch wieder hin – soweit in die Zukunft wage ich dann wohl jetzt schon zu blicken. 😉

Und es blieb ja auch was Tolles übrig: Ein kurzer Mailaustausch mit Florian Friedrich in den Tagen nach der Messe erfreute mich dann wieder sehr. Darin ging es um unser Gespräch, meinen Bass-Blog und auch um das Interview mit Hans-Peter Wilfer. Folgendes schrieb Florian:

„Ich habe mir mal gerade deinen Bass-Blog angeschaut… Super Blog! Und einen klasse klingenden Bass hast du da zusammengeschraubt! Und tolles Interview mit Herrn Warwick…. Hehehe, ich sagte dir ja, man rutscht da so rein, ohne etwas zu planen. Und ehe man sich versieht, verdient man damit sein Geld (wenn überhaupt)…. Die Leidenschaft ist Schuld! Und das ist garantiert bei allen Meistern so! Ob Hans Peter Wilfer, Gerald Marleaux oder “professioneller” Musiker… die Leidenschaft und Liebe zur Musik und zum Fach, das ist was zählt und was einen voran bringt. Ich finde ja sowieso, dass die Professionellen die eigentlichen Amateure sind: 1. des Wortes wegen… Wir lieben eben, was wir tun! Und 2. wird dir kein Profi sagen, dass er schon alles kann. Die meisten der Großen bleiben wissbegierig und bescheiden und bilden sich immer weiter! ;-)Und zur Griffbrettreinigung: THE DIRT KEEPS THE FUNK!!!! Also nicht zu viel putzen! ;-)“ [Florian Friedrich / 16.11.2018]

Und das kann man ja einfach mal so stehen lassen, oder?

Und jetzt: BACK (!) TO THE FUTURE!

Denn es gibt viel zu tun, viel zu schreiben, viel zu spielen. Ich habe leider sehr lange für diesen Artikel gebraucht – was unter anderem daran liegt, dass im richtigen Leben mein Schreibtisch gerade ziemlich mit großen, zeitaufwändigen Jobs beladen ist. Aber die Saga meines Schraub-Basses muss weitererzählt werden – da gibt es ja zum Beispiel noch eine Episode in der Werkstatt des Sound Rangers, die noch gar nicht aufgearbeitet wurde. Und, und, und … Also reiße ich mich in naher Zukunft zusammen und plane mal die nächsten Themen. Und schreibe drüber. Denn – den kann ich jetzt leider nicht mehr zurückhalten:

”Whatever will be, will be Bass!”