Die Ölprinzessin
Rein grammatisch gesehen sind Gitarren feminin und Bässe maskulin. Aber in meinem Kopf ist bei Bässen eine Binnen-Differenzierung, warum auch immer: Fender Precis sind männlich, Fender Jazz Bässe sind weiblich. Liegt es an ihren Formen? An den (ziemlich genderklischeehaften) (B)Assoziationen ”Preci = fürs Grobe” & ”Jazz Bass = fürs Feine”? Woher kommt das? Egal. Isso. Bei mir jedenfalls. Deshalb also diesmal eine Ölprinzessin, analog zum letzten Mal.
Ich habe keinen Ahnung, aus welchem Holz der Bass Body (vgl. Teil 1) gefertigt ist. Aus mindestens vier Teilen, wie’s aussieht. Er ist aber relativ leicht. Das hier hatte Marius, von dem ich den Body gekauft habe, dazu geschrieben:
Das Holz wirkte trotz ”Satin Finish” eigentlich eher unbehandelt. Also habe ich einfach mal das restliche Öl rausgesucht, das ich damals für den Preci ausgewählt hatte. Und losgepinselt.
Das Holz nahm die Ölung mit dem Bernstein-Öl recht dankbar auf, hatte ich den Eindruck. Das machte Mut. Also am nächsten Tag gleich die Nachbehandlung mit dem Hartöl Spezial:
Ich ließ das alles ausreichend lang einziehen und trocknen. Das Ergebnis gefiel mir schon sehr gut:
Aaaaaber.
Ich wollte schon fast mit dem Schrauben weitermachen, da fiel mir auf & ein: Da war doch beim letzten Mal noch was! Und zwar Wachs. Fast vergessen. Das damals benutze Möbelwachs war aber schon alle. In den Tiefen unserer unermesslichen häuslichen Wunderkammer (aka ”Dachboden”) fand ich noch ein anderes (und uraltes) Möbelwachs. Roch ’n büschn komisch, aber egal. Rauf damit:
Das Zeug musste dann auch nochmal gut antrocknen. Was mit Gelegenheit gab, mich schon mal mit dem Hals zu beschäftigen.
Schlag auf Schlag
Der Hals war ja noch rundum ”nackt”, was so nicht bleiben konnte. Übrigens: Lackiert ist er schon, eine Öl/Wachs-Behandlung war also nicht nötig. Zuerst wollte ich die Boston-Mechaniken installieren. Was erfahrungsgemäß einigen Stress verursachen kann. Und, klar, diesmal war’s auch wieder der Hammer:
Aber es ging gut. Etwas schwerer als beim Preci, hatte ich den Eindruck, aber ich hatte vorher den Durchmesser der Hülsen ausgemessen. Und war mir sicher: Die Boston-Mechaniken müssen passen. Auch wieder ein Aspekt von Leo Fenders Erbe: Im E-Bass-Bereich sind Precision Bass und Jazz Bass ewige Standards. Über die Jahrzehnte hat sich für beide ein immens vielfältiger Markt für Austausch- und Ersatzteile entwickelt, der sich natürlich an den klassischen Parametern der Instrumente orientiert. Das macht die Sache – und mein Projekt – erheblich einfacher.
Gezwungenermaßen
Nicht lange fackeln: Die Mechaniken müssen ja noch festgeschraubt werden. Ohne Vorbohrungen. Und möglichst ohne Verwackelungen.
Beim letzten Mal hatte ich mir dafür Schraubzwingen ausgeliehen. Diesmal wollte ich endlich eigene haben. Kann man ja immer mal gebrauchen. Also online bestellt. Bin recht zufrieden damit.
Ich habe für die weitere Fixierung der Mechaniken auf eine recht pragmatische Lösung gesetzt:
Hat super (!) funktioniert! Kurz darauf hatte ich alle Schrauben drin. Und keine einzige locker (anders als beim ersten Mal).
Ich merkte jetzt schon: Der Bass wird wohl eher kopflastig. Leichter Body und nicht gerade Lightweight-Mechaniken oben dran. Aber egal, darum geht’s mir ja nicht. Ziel ist ja nur, dem von Harald geerbten Basshals eine würdige Existenz aufzubauen. Und ich glaube tatsächlich, dass der Hals das beste bzw. hochwertigste Teil meines neuen Jazz Basses ist. Und da der Hals bei E-Gitarren und -Bässen von ausgewiesenen Experten (vgl. hier ab 1:05:30) als wichtigster Part für den Ton bewertet wird, ist das doch fein so.
Rauschende Freude
Der gewachste Body war inzwischen gut getrocknet. Glänzendes Ergebnis: