Es ist jetzt fast eineinhalb Jahre her, dass mein guter Freund Harald gestorben ist. Ich hatte hier im letzten Jahr bereits ausführlich darüber geschrieben. Jetzt habe ich ein Bass-Solo-Stück aufgenommen, das seinen Namen trägt – und das ich auf dem Bass eingespielt habe, den er mir vermacht hat.
Im März 2018 hatte ich die kleine Melodie zum ersten Mal aufgenommen und dann auch hier in einem Blog-Artikel präsentiert. Das Stück war damals noch nicht ganz fertig und hatte noch keinen Titel, obwohl mir eigentlich schon klar war, das es ”Kellermann” heißen würde. Musste. Denn als es mir einfiel oder zufiel oder wie auch immer man das nennen möchte, war ich in Gedanken fast ständig bei Harald, der zu dieser Zeit bereits zwischen verschiedenen Krankenhäusern und unklaren Diagnosen hin- und her wechselte.
Im Laufe des Jahres kam dann noch ein B-Teil zu dem Stück dazu, außerdem baute ich einen kleinen Improvisationsteil ein, wenn ich das Stück spielte. Als ich dann Haralds Bass erbte, dachte ich schon: Irgendwann spielst du das Stück auf seinem Bass und nimmst das auf.
Aber ich habe sehr lange gebraucht, bis ich den Bass überhaupt mal in die Hand nehmen konnte. Weil da immer dieses Gefühl war: Ich bewahre ihn nur für Harald auf. Irgendwann kommt er und holt ihn ab.
Als wir uns dieses Jahr im April trafen und Haralds Geburtstag in einer seiner Lieblingskneipen in Münster feierten, sprach ich mit seinem Bandkollegen Joshy darüber, der eine von Haralds Gitarren geerbt hatte. Er konnte mein Zögern nachvollziehen – aber hatte sich inzwischen davon lösen können, die Gitarre neu besaitet, eingestellt, gepflegt und zum Spielen fertig gemacht. Denn dafür sind Gitarren und Bässe ja da: Das man sie spielt. Und nicht nur an die Wand hängt, anschaut und denkt: Harald holt sie irgendwann wieder ab. Weil das nie passieren wird. Leider.
Also habe ich den sehr schönen Jazz Bass vor ein paar Wochen in die Hand genommen und darauf gespielt. Auf den Saiten, auf denen Harald noch gespielt hatte. Nachdem der Bass über ein Jahr nur an der Wand gehangen hatte, musste ich die Saitenlage und die Intonation ein bisschen anpassen. Dann ließ er sich sehr gut spielen. Obwohl die Saiten schon wirklich sehr alt waren.
Doch bevor ich den Bass dann demnächst mal reinige, pflege, einstelle und neu besaite, wollte ich ”Kellermann” damit aufnehmen. Auf dem Bass, wie ich ihn von Harald geerbt habe, mit den Saiten, auf denen er noch gespielt hat.
Hier ist das Video. Die technischen Details dazu erkläre ich vielleicht später mal, heute geht es einfach nur um meine anhaltende Trauer um meinen Freund Harald, um die tröstende Wirkung von Musik und von schönen Erinnerungen – und darum, dass es mir eine große Ehre ist, Haralds Bass spielen zu dürfen.
”Man hört, dass es ein Helliver-Instrument ist.” – Oliver Baron im Interview (Teil 3 des Bass-Berichts).
Wie versprochen gibt’s heute den Helliver-Chef & -Gründer Oliver im O-Ton. Der freundliche Dipl.-Des. spricht über den ersten Bass aus seiner Werkstatt – und lässt dabei angemessen tief blicken, was seine Arbeits- und Herangehensweise im Allgemeinen und Speziellen angeht. Und nein, es ist bestimmt kein Zufall, dass dabei schon nach rund 20 Sekunden zum ersten Mal das Wort ”Anspruch” fällt – und nach 20 weiteren Sekunden zum zweiten. 😉
Ich traf mich mit Oliver in einem kleinen Café in unserer Nachbarschaft (wir wohnen praktischerweise im gleichen Stadtteil), das auf traditionelles, aber zeitgemäß gestaltetes Handwerk setzt und mit liebevoller Hingabe selbst hergestellte Produkte anbietet. Hm. Bevor jetzt jemand die bösen Wörter ”Trend” und ”Craft” laut ausspricht, schnell zum Interview – in dem sich Oliver nicht nur wieder einmal als angenehm offener und inspirierter Gesprächspartner erweist, sondern es auch schafft, mich mit seiner Antwort auf meine halb scherzhaft gemeinte letzte Frage ziemlich zu überraschen. Aber lest selbst!
[timschraubtbass] Oliver, du baust jetzt schon seit rund 20 Jahren Gitarren. Musstest du wirklich so lange üben, um dich an deinen ersten Bass zu trauen?
[Oliver Baron] Es wäre nicht zwingend nötig gewesen, so lange zu warten. Was mich davon abgehalten hat, ist einfach, dass ich kein besonders guter Bassist bin. Denn wenn ich einem Kunden ein Instrument so auf den Leib schneidere, wie ich das mit den Gitarren mache, ist mein Anspruch dabei, das Instrument auch komplett zu verstehen. Also es wirklich spielen und beurteilen zu können – weil es eben um die Feinheiten geht. Irgendeinen Bass, der „ganz gut“ klingt, den hätte ich auch schon im ersten Jahr bauen können. Aber darum kann es ja nicht gehen. Jedenfalls nicht bei Handarbeit, bei den aufgerufenen Preisen und bei meinem Anspruch an meine Arbeit.
Deshalb habe ich das lange vor mir hergeschoben. Als ich dann das Firebug-Gitarrenmodell gebaut habe, dachte ich: Das wäre auch ein schöner Bass! Ein bisschen war die Idee dabei auch, dass ich damit davonkomme, wenn der Bass etwas „speziell“ wird. Es sollte gar nicht der Bass sein, der alles kann und jedem gerecht wird – sondern der eine Nische füllt. Daher dann auch die Medium-Mensur und die ungewöhnliche Holzauswahl: Ich war gespannt, was dabei rauskommt. Abseits der Fender- und Alembic-Schule gibt es jetzt nicht so viel Auswahl, finde ich. Vor allem keine Instrumente, die als Haupt-Bass irgendwie sexy sind. Wobei das in den letzten Jahren mehr geworden ist, muss ich sagen.
Aber die Idee war eben, einfach genau so ein Nischen-Instrument zu bauen. So, wie ich mir das denke. Und dann zu schauen, wie’s wird. Und wenn’s dann nichts wird, ist es auch egal (lacht).
Also ist der Bass „aus eigenem Antrieb“ entstanden – oder gab es auch schon viele konkrete Nachfragen nach einem Helliver-Bass?
Beides eigentlich. Es gibt viele Bands, in denen zum Beispiel beide Gitarristen meine Gitarren spielen. Dann kommt der Bassist irgendwann natürlich auch: „Was ist denn jetzt mal mit einem Bass?“ (lacht) Ich rede jetzt ja schon seit fünf oder sechs Jahren davon … Aber es war hauptsächlich der eigene Antrieb. Ich wollte wissen: Wie wird das, wenn ich sowas mache?
Da meine Gitarren trotz – oberflächlich gesehen – ähnlicher Bauweise wie beispielsweise bei Gibson doch völlig anders klingen, war meine Hoffnung, dass ich das beim Bass auch erreiche. Also wenn ich Mahagoni und Ebenholz verwende und den Hals einleime, dass da eben nicht ein Gibson EB rauskommt. Und genauso war es dann auch.
Das, was meine Gitarren von ähnlichen Gitarren auf dem Markt unterscheidet, das unterscheidet auch meinen Bass von vergleichbaren Bässen. Man hört, dass es ein Helliver-Instrument ist – und das finde ich natürlich sehr zufriedenstellend.
Was waren für dich bei der Konzeption des Basses die maßgeblichen Parameter?
Ich wollte, dass es ein kompaktes und leichtes Instrument wird – also auch für Umsteiger von der Gitarre funktioniert. Auch, weil ich mich ja selbst so einordnen würde. Was will ich mir – als nicht so groß geratener Mensch und Gitarrist – gerne umhängen? Das waren in etwa die Vorgaben. Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn dabei, ich sag mal: ein guter Rocksound rausgekommen wäre. Wenn man mit dem Bass also ein ordentliches Fundament legen kann. Das hätte mir schon gereicht.
Die Holzauswahl war dabei aber gesetzt?
Ja, das war im Grunde die Übertragung meines Gitarrenkonzepts auf den Bass. Ich wollte sehen, ob das funktioniert. Ich war mir ziemlich sicher, dass es funktioniert – und dass die Gründe, warum andere Hersteller das nicht so machen, eher traditioneller Natur sind. Wer sonst leimt den Hals ein – und wer nimmt Mahagoni, vor allem für den Hals? Das macht kaum jemand.
Oft denkt man, dass viele in der Industrie gesetzte Standards eben so sind, weil das total sinnvoll ist und nichts anderes funktioniert. Das ist in der Regel aber einfach nicht so. Das sind meist uralte Entscheidungen, die irgendwann mal getroffen wurden – und die wir dann zum hundertsten Mal durchkauen, weil uns für andere Optionen die Vorstellungskraft fehlt oder man doch nur einen Markt bedienen will. Wozu das Konzept ändern, wenn die Kundschaft doch eher an den alten Standards klebt?
Also lieber neue Standards setzen – oder zumindest testen, was geht.
Genau. Einfach schauen, was mit anderen Mitteln geht. Wenn der einzige gut klingende Bass wirklich aus einem Erlen- oder Eschen-Body mit aufgeschraubtem Ahorn-bestehen müsste, dann hätte ich das Projekt auch nicht weiterverfolgt.
Hast du denn im Bassbereich recherchiert oder dir bestimmte Sachen angeschaut?
Ich führe ja auch Reparaturen durch, hauptsächlich Neubundierungen, und habe deshalb seit fast 20 Jahren immer wieder andere Instrumente in der Hand. Vieles kann man da übertragen: Ich weiß, was ein Ahorn-Hals im Vergleich zu einem Mahagoni-Hals am Ton verändert. Ich weiß, was leichtes und was schweres Mahagoni am Ton macht – und an welcher Stelle. Und ich weiß, was der Faktor Gewicht grundsätzlich für ein Instrument bedeutet.
Wie genau dann die persönlichen Ansprüche aussehen und ob man mit dem Bass dann in einer bestimmten Frequenz und in einer bestimmten Band-Konstellation durchkommt, das müssen mir dann letztendlich die ersten Beta-Tester sagen – so wie du halt.
Welche neuen Erfahrungen hast du beim Bau des Basses gemacht – und gab es dabei Überraschungen für dich?
Ich war über das erste Feedback und meinen eigenen Eindruck von dem Instrument insofern sehr überrascht, das vieles, was man allgemein mit der kürzeren Mensur verbindet, da überhaupt nicht zum Tragen kommt. Ich hatte vorher gedacht: Wenn die Mahagoni-Konstruktion mit der kurzen Mensur irgendwelche eklatanten Schwächen hat, der Bass also zum Beispiel nur bassig klingt, schlecht auflöst, irgendwie „Gummi“ wird, untenrum schmiert, viel zu wenig Mitten hat, dass es hauptsächlich an dieser Kombination liegen würde. Das hat sich aber alles nicht bewahrheitet.
Die Gesetze sind zumindest bei diesem Instrument tatsächlich doch andere. Viele „Vorhersagen“ kann man zwar von Gitarren-Konstruktionen übertragen – viele aber auch nicht. In diesem Fall ist es für mich gut ausgegangen. Die Schwächen, die ich eigentlich befürchtet hatte, sind alle nicht vorhanden. Dafür gibt es natürlich andere Dinge, die ich mir noch genauer anschauen will – damit es eben nicht nur ein guter, sondern ein sehr guter Bass wird. Das sind Details wie die Brücke, vielleicht auch die Mensur, die Halsdicke. Aber ich kann auf jeden Fall mit einem geleimten Mahagoni-Hals in einem Mahagoni-Body und mit einem Ebenholz-Griffbrett arbeiten – und das wird super funktionieren. Was vorher überhaupt nicht klar war.
Das Projekt war also in mancherlei Hinsicht durchaus überraschend. Aber zum Glück hauptsächlich positiv (lacht). Es hätte auch der letzte Helliver-Bass werden können. Wenn meine Befürchtungen eingetreten wären, hätte ich den Schluss daraus gezogen, dass die grundlegende Holzkombination und -konstruktion so nicht funktioniert für einen Bass.
Weil man das dann nicht mehr kompensieren könnte, also zum Beispiel mit der Brücke oder anderen Konstruktionsdetails?
Genau. Oder man hätte wirklich sehr viel kompensieren müssen – und das kann’s ja auch nicht sein. Es muss ja für sich gesehen schon ein gutes Holz mit Vorteilen sein – sonst brauche ich damit nicht zu arbeiten. Und die übliche Fender-Bauart wäre zu weit weg gewesen von dem, was ich sonst mache. Das hätte mich dann nicht interessiert.
Wie würdest den Anteil, den Holzauswahl und -konstruktion am Sound haben, in Prozent einschätzen – ungefähr jedenfalls?
Das ist schwierig. Wenn man alles mit reinnimmt, inklusive Griffbrett … es ist sehr schwer konkret zu beziffern. Und wo guckst du jetzt hin? Ist der Primärton dein Fokus oder das, was aus dem Amp rauskommt?
Ich sag mal so: Wenn du über einen guten Verstärker spielst und die Feinheiten raushörst, sicherlich 50 Prozent. Man kann einiges kompensieren, das stimmt auf jeden Fall. Aber wenn du genau das gleiche Instrument mit grundverschiedenen Hölzern baust, funktioniert das eine hervorragend und das andere überhaupt nicht – soweit würde ich gehen, was die Einschätzung der Relevanz der Hölzer angeht.
Welche Optionen gibst du Bassisten, wenn sie den Helliver-Bass bei dir bestellen möchten?
Wenige! (lacht) Farblich gibt es natürlich Optionen, auch beim Halsprofil und der Mensur und ganz klar bei den Pickups. Ich sehe da gar nicht so sehr den einen Pickup-Typ als gesetzt an – das ist weitgehend Geschmackssache. Gerade beim Bass kann man über die Pickups wunderbar andere Klangfarben herausholen, die alle ihre Berechtigung haben.
Andere Bodyformen, einen dickeren Body oder eine andere Kopfplatte werde ich nicht anbieten. Das ist alles sehr aufwändig und bietet nur kleinere Mehrwerte, die man als Kunde nach einem halben Jahr vielleicht gar nicht mehr wahrnimmt. Grundsätzlich geht es hier um „alles anbieten“ kontra „es besser wissen“ – dazwischen muss man sich einpendeln. Ich versuche dann eher, das, was ich weiß und vielleicht auch besser weiß, wirklich als gesetzt anzubieten. Am Ende sind so alle zufriedener, glaube ich. Und wer sich darin nicht wiederfindet, kommt dann vielleicht irgendwo anders zum Zug – ist dann auch OK für mich. Der Bass ist in meinem Portfolio ja immer noch ein Nischen-Ding.
Was hat dir das bisherige Feedback zum Bass für Erkenntnisse gebracht?
Auch wieder einiges. Ich höre natürlich ganz genau hin – und rechne immer mit dem Schlimmsten (lacht).
Bei den Dingen, die mehrfach gesagt werden, ist es für mich klar, dass ich das umsetzen muss. Vor allem, weil ich im Bassbereich nicht so viel Praxiserfahrung habe. Das nehme ich sehr, sehr ernst und sammle immer weiter Feedback.
Ich bequatsche das dann alles mit meinem „Chefentwickler“ Dave [Sustain a.k.a. Sound Ranger], der ja ursprünglich Bassist ist. Ich kann das halt weniger gut beurteilen als jemand, der Bass spielt – selbst wenn er kein Wahnsinns-Könner sein sollte, denn darum geht es ja gar nicht. Sondern einfach darum, dass man das Ding regelmäßig umhat und spielt. Dann weiß man genau, wo’s drückt oder was funktioniert und was nicht. Anders als bei den Gitarren, da lasse ich mir gar nicht mehr reinreden (lacht).
Und was kommt als nächstes – die Helliver-Ukulele?
Ich habe tatsächlich schon „E-Kulelen“ gebaut, ganz am Anfang. Eine davon habe ich einem meiner ersten Kunden geschenkt, Guido von den Donots. Als Mini-Kopie von seiner Helliver Classic.
Es ist aber schwierig, die Dinger bei der sehr kurzen Mensur mit Stahlsaiten zum Intonieren zu bringen. Klingt auch komisch, eher wie eine schlechte E-Gitarre – deshalb habe ich das auch nicht weiterverfolgt.
Vielen Dank nochmal an Oliver für das Gespräch! Und weiterhin viel Erfolg mit dem tollen Helliver-Bass. Und mit den Helliver-Gitarren natürlich auch. 😉 Zum Abschluss (und auch als Überleitung zum demnächst erscheinenden neuen Blogartikel) hier nochmal der gute Florian Friedrich, wie er den Helliver-Bass auf der Guitar Summit 2019 anspielt. Übrigens ein Video mit richtig professionell aufgenommenem Bass-Sound … kann ich sowas vielleicht auch? Stay tuned!
Wie im ersten Teil angekündigt hat mir Oliver seine jüngste Kreation noch einmal zur Verfügung gestellt, damit ich ihre Tauglichkeit bei einer Bandprobe unter die Lupe nehmen kann. Hurra! Das war sehr aufschlussreich – und abgesehen davon natürlich auch total cool.
Jedenfalls für mich. Meine Bandkollegen waren eher milde interessiert und etwas unterinformiert (”Hast du den jetzt gekauft?”), aber als Bassist ist man sowas ja durchaus gewohnt. Die Probe war die erste seit einer langen Sommerpause, die nach unserem Auftritt auf dem Kreuzviertelfest in Münster begann. Wer’s verpasst hat (kleiner Werbeblock für DIE BERATER):
Da sieht man uns in kurzen Hosen und mich mit meinem Schraubbass. Der mein Vergleichshorizont für den Test des Helliver-Bass-Babys ist. Nicht, weil ich meine äußerst bescheidenen Schraubfähigkeiten irgendwie mit Olivers ausgefeilter Gitarrenbaukunst vergleichen möchte, denn das geht ja gar nicht. Es geht vielmehr um das ursprüngliche Ziel, das ich mit meinem Bassprojekt verfolgt hatte: Ich wollte einen Preci zusammenschrauben, den ich als Band-Bass einsetzen kann. Ein unkompliziertes, geradliniges Instrument, das leicht zu spielen und zu bedienen ist. Ich singe viel beim Bassspielen, da will und kann ich mir keine Gedanken um irgendwelche PU- und Soundeinstellungen am Bass machen. Vier Saiten, ein Sound – und los. Mit dem Ergebnis bin ich bis heute sehr zufrieden – bis auf das Gewicht (4,5 kg). Ich werde ja auch älter und so. Vor allem an der Schulter.
Was mich direkt zum Bass-Nachwuchs aus Olivers Werkstatt bringt. Denn der Bass ist nicht nur angenehm leicht (3,6 kg), sondern auch sonst sehr ergonomischgeformt. Wir haben in der Probe unser Programm durchgespielt, das dauert rund 1,5 Stunden – und der Helliver-Bass hing von Anfang bis Ende wie ein alter Freund an meiner Schulter, als wenn er da schon immer gewesen wäre oder genau da hingehörte. Umhängen, aufdrehen, los. Ich musste mir keine Gedanken darum machen, wo was ist oder wo meine Hände und Arme und erst recht nicht die Finger hinsollen – a perfect fit. Hier ein paar Fotos, die dieses hervorragende Traggefühl zeigen (oder es zumindest versuchen):
Und hier noch das Setup, das ich aktuell spiele – und mit dem ich sehr zufrieden bin: Trace Elliot ELF, Hartke HyDrive 112, fertig, los! 😉 Im Ernst, das ist so fantastisch klein, einfach und extrem leicht und klingt dabei total groß. Bin sehr glücklich damit.
Schön. Und wie klingt der Helliver jetzt im Band-Kontext?
Hervorragend. Aber.
Wie im ersten Teil ausführlich erklärt, hat der Bass einen Häussel-Humbucker, der splitbar ist. Die drei über den Mini-Schalter anwählbaren Varianten seriell, einspulig (halsnahe Spule) und parallel sind durchaus alle interessant, wohlklingend und bieten für unterschiedliche Stile/Sounds genug Spielraum.
Was im Band-Einsatz aber klar zum Vorschein kommt, ist der erhebliche Lautstärkeunterschied der drei PU-Schaltungen: Seriell (mein Favorit im ersten Test) ist deutlich (!) lauter als die beiden anderen Varianten. Keine Überraschung, klar, und technisch bedingt – geht ja kaum anders. Wenn ich einen anderen Sound nutzen will, muss ich also jeweils entweder am Amp nachregeln – oder die Bass-Gesamtlautstärke zunächst in den Parallel/Single-Positionen einstellen und dann für seriell am Bass Volume zurücknehmen. Beides eher ungenaue Methoden, die bei Live-Gigs dazu noch das Potenzial haben, den Soundmann zu nerven.
Es sind natürlich auch andere Methoden denkbar, um den Lautstärkeunterschied zu kompensieren. Ein Kompressor oder Limiter zum Beispiel. Der formt im Zweifel aber auch den Sound gehörig mit. Ich persönlich würde für den denkbar einfachsten Weg plädieren: den Mini-Schalter weglassen und nur den seriellen Betrieb zulassen. 😉
Und genau solche Details kann man natürlich prima mit Oliver besprechen und verhandeln, wenn man sich bei ihm ein Instrument bestellt. Ich persönlich würde mir den Helliver-Bass wohl als Long-Scale und mit einem (oder zwei?) Preci-PU(s) bauen lassen. Und wäre damit dann wieder ein gutes Stück näher an meinem Schraubbass … Tja, und den habe ich ja schon. Verdammt!
Kann man das jetzt auch noch irgendwie hören, bitte?
Ja, gerne. Sogar in zwei Videos (aber nein, es bleibt dabei, ich bin und werde auch kein Videoblogger).
Wie ihr im Folgenden sehen und vor allem hören könnt, habe ich mir dieses Video bisher noch nicht angeschaut.
Also Bühne frei für den ungefilterten Live-Sound eines dilettantisch im Raum platzierten iPhones ohne (!) zusätzliches Aufsteck-Mikro oder sonstigen Firlefanz:
In unserem Song ”KLAR” singt hauptsächlich Robert, ich steuere nur im Refrain kurz die zweite Stimme bei. Ich habe den Bildausschnitt extra so eingestellt, dass man vor allem den Helliver-Bass schön sehen kann. Und mein Doppelkinn. Und mein Superdad-Normcore-Poloshirt.
Vielleicht reicht das Video aber dafür aus, meine Erkenntnis nachzuvollziehen: Der Helliver-Bass ist ein wunderbarer Band-Bass – auch vong Klang her 😉 . Er hat sich (PU durchgehend seriell geschaltet) hervorragend in den Sound eingefügt, machte ordentlich Druck, ohne sich unangenehm in den Vordergrund zu stellen und unterstützte (fast) alles, was ich sonst mit meinem Schraubbass mache. Nur in einem Song, in dem ich eine kurze Slap-Einlage spiele, kam die nicht so gut durch – da bietet der Häussel Preci-PU naturgemäß mehr Dynamik als der Humbucker.
Und dann hatte ich den Bass glücklicherweise am Folgetag auch noch ein paar Stunden hier bei mir zu Hause stehen, bis ich ihn Oliver zurückbringen musste – also stellte ich mein iPhone noch einmal dilettantisch irgendwo im Raum auf und spielte einfach drauflos:
Fazit? Zumindest vorläufig: g-r-o-ß-a-r-t-i-g.
Der Helliver-Bass hat mich in seiner prototypischen Darreichungsform voll überzeugt: tolles Spielgefühl, wunderbare Ergonomie, anschmiegsame und ästhetisch sehr gelungene Formgebung, starker Sound. Ich habe in diesem Bericht zwar einige Details unterschlagen (zum Beispiel, dass bei meinem Test im Band-Kontext eine andere, einfachere, eher Fender-typische Brücke montiert war), aber die fallen bei einem Custom-Instrument auch nicht so stark ins (Leicht)Gewicht. Kann ja jeder die eigene Neigung ausleben beim Bestellen …
Ich bin sehr gespannt, wohin Olivers Reise mit seinem ersten Bass-Baby noch gehen wird. Und freue mich, die ersten Wochen davon ein kleines bisschen begleitet haben zu dürfen. Oliver hat mir außerdem bereits ein kleines Interview zugesagt, so dass er irgendwann in der nächsten Zeit hier auch nochmal selber zu Wort kommt. Stay tuned!
PS: Ja klar. Konnte nicht widerstehen. Ein paar Paar-Fotos musste ich auch noch schnell machen … enjoy: