27 SHIM. SCHLIMM?

Holz in der Tasche

Vor der Sommerpause hatte ich festgestellt, dass der Sattel meines Basses gefeilt werden muss. Und das am besten vom Fachmann. Denn die Saitenlage des mittlerweile besaiteten Basses ist viel zu hoch. Doch in solchen Fällen, vor allem, wenn man die Saitenlage kaum noch mit dem Runterschrauben der Saitenreiter an der Brücke optimieren kann, gibt es noch eine Methode: den Shim. Was ist das – und warum ist das umstritten?

Diesem Thema widmet das Fender Bass Manual ein eigenes Kapitel: ”Shimming the neck on a Vintage-type Bass” (S. 36). Garniert mit folgendem Zitat:

”If you cannot achieve a workable action with the saddle grub screws set at their lowest then you probably need a shim in the neck cavity.”
John Wiggins – Luthier

Und was ist ein Shim? Im Prinzip ein kleiner Furnierstreifen. Der nur ca. 0,2 bis 0,7 mm dick sein muss, um viel für die Saitenlage zu tun: Er wird in die Halstasche gelegt, dann der Hals wieder angeschraubt – was eine leichte Verkantung des Halses in der Halstasche bewirkt und damit eine Veränderung des Halswinkels zum Body. Es gibt auch Bässe und Gitarren von Fender, die für diesen Zweck ein sogenanntes Micro-Tilt-System eingebaut haben. Mehr dazu und wie man damit umgeht hier und hier.

Aber mein Bass hat das natürlich nicht. Deshalb muss ein Shim her. Damit habe ich sogar Erfahrung: Mein Fender Jazz Bass hatte von mir vor Jahren eine Replacement-Brücke von Gotoh spendiert bekommen. Und die sieht so aus:

Wie man sieht, ist die Bodenblatte der Brücke recht massiv und ”trägt ein bisschen auf”, wie man so schön sagt. Was für den Klang gut ist, ist für die Saitenlage aber manchmal ein Problem: Die Saitenreiter waren schon komplett runtergeschraubt, die Saitenlage aber immer noch etwas umkomfortabel hoch. Als Lösung habe ich hier schon vor Jahren einen Shim eingesetzt. Einfach ein Stückchen Walnussholzfurnier, dass mir der Sound Ranger netterweise zur Verfügung gestellt hatte. 😉

Apropos Sound: Es wird oft behauptet, dass ein Shim den Klang verschlechtert. Weil er den Kontakt zwischen Hals und Korpus beeinträchtigt. Eine gute Zusammenfassung dazu findet sich in den Tiefen der Seite MUSIKER-BOARD, und zwar genau hier. Da findet man auch eine tolle schematische Darstellung des Shim-Prinzips – und folgenden Satz:

”Dem Shim wird besonders nachgesagt ein ’Sustain-Killer’ zu sein.
Anhand meiner Erfahrungen stimme ich mit der Firma Rockinger und anderen Gitarrenbauern überein, dass dies Aberglauben ist. Ein Shim hat keinen negativen Einfluss auf das Schwingungsverhalten einer Gitarre oder eines Basses.”

Hurra! Shimming ist also eine valide Methode. Und meine Erfahrungen mit meinem Jazz-Bass bestätigen das Urteil, dass Sustain und Klang nicht beeinträchtigt werden. Zu hören zum Beispiel in der folgenden kleinen Improvisation, die ich damals nach dem Umbau mit dem Jazz Bass aufgenommen habe:

Dann spricht also nichts gegen den Shim – im Gegenteil!

Ich baue dann mal testweise einen ein. Aber habe leider kein Furnierholz zur Hand. Doch es gibt unter den vielen Material-Alternativen eine besonders naheliegende, von der ich (wie die meisten Bassisten und Gitarristen) immer jede Menge vorrätig habe: Plektren!

Die haben die passende Größe und Stärke, um als Shim zu funktionieren. Und können einfach zugeschnitten und eingesetzt werden , wie es hier am Beispiel einer Gitarre gezeigt wird:

Also muss ich aus meiner umfangreichen Plektrum-Sammlung einfach das passende heraussuchen!

Aber welches soll ich nehmen … ? Bis morgen habe ich mich bestimmt entschieden! 😉

 

 

 

 

 

26 SUNBURST

Back to the Future

”Tim schraubt Bass” ist zurück, die Sommerpause ist vorbei. Verbracht habe ich sie mal wieder in den Alpen, in Oberstdorf. Oder auch O-Burst-Dorf, wie Gitarrenbaumeister Florian Jäger seine Heimatstadt nennt. Warum? Lest selbst.

Meister Jäger bietet nicht nur sehr schöne Gitarren aus eigener Werkstatt. Er überarbeitet auch Gitarren nach einem Prinzip, das er ”The Bavarian Makeover” nennt. Da werden Les Pauls umfassend umoperiert, um sie dem Ideal der legendären und weltweit vergötterten Gibson „Bursts” anzugleichen. Dabei spielen sogar Details wie der verwendete Holzleim eine große Rolle. Tja.

Ist das übertrieben? War früher wirklich alles besser? Müssen wir uns an der Vergangenheit orientieren, um in die Zukunft zu kommen?

Das müssen alle, die sich mit Gitarren und Bässen professionell oder zum Spaß   (oder beides) beschäftigen, für sich selbst entscheiden. Was mein Bassbauprojekt angeht,  sehe ich das alles sehr gelassen. Vor allem von hier oben am Nebelhorn:

Auf jeden Fall ist es schön, wieder zurück zu sein und weiter zu schrauben & zu schreiben – bald geht’s weiter!

 

25 DIGITAL DELAY

”I’m waiting for my man”

Es ist, wie es ist: Der Bass ist fertig zusammengeschraubt – aber die wichtigsten Arbeiten fangen gerade erst an. Das professionelle Setup einer Gitarre oder eines E-Basses ist eine Wissenschaft für sich. Und für bestimmte Dinge braucht man möglichst viel Erfahrung. Und Fingerspitzengefühl. Und Profi-Werkzeug. Habe ich aber alles nur in begrenztem Umfang.

Ich hatte mir zwar auch ein tolles Buch besorgt, das fast alle Fragen zum Thema Bass-Setup sehr fundiert und großzügig bebildert beantwortet:

Mein Hauptproblem ist derzeit ja, dass der Sattel noch ein bisschen runtergefeilt werden müsste, um alles andere (Halskümmung, Brückenreiter, Oktavreinheit etc.) sinnvoll einstellen zu können. Und zum Thema Sattel (engl. ”nut”) steht im Bass Manual (S. 78, ”Setting up the nut“):

”That apparently simple piece of plastic or bone that sits on your fingerboard, the ’nut‘ is one of the most critical components in achieving a workable, accurately set up bass that stays in tune.”

Tja. Und beim Thema Sattel hatte ich es ja schon einmal etwas versemmelt. 😉

Und was sagt Herr Dingwall dazu?

”Unfortunately, the nut is not a user-serviceable item. So you’re gonna have to take that to a skilled technician to work on.”

Das sagt er gleich am Anfang. Und das reicht dann wohl an Argumenten. Mein Bassbauprojekt ist ja nicht mit der Vorgabe entstanden, dass ich ALLES selber mache. Angefangen beim Fällen der passenden Bäume. Nein: Ich lote gezielt aus, wo in einem solchen Projekt denn die Grenzen für einen handwerklich nicht sonderlich begabten (schon erwähnt?) Musiker wie ich es bin liegen. Und ich akzeptiere diese Grenzen gerne.

Vor allem, weil ich – definitiv schon erwähnt – kompetente Ansprechpartner hier in Münster habe, die sich mit sowas sehr gut auskennen. Allen voran Mr. Sound Ranger, der schon die meisten meiner Gitarren und Bässe sorgfältig und kompetent eingestellt oder umgebaut etc. hat.

Aaaaaaaber:

Dave ist jetzt zwei Wochen lang mit seiner Band Long Distance Calling im Studio – und nicht in der Werkstatt! 🙁

Was soll ich tun? Selbst feilen kommt nicht in Frage (siehe oben). Also muss ich wohl warten (siehe ganz oben).

Hiermit verkündige ich zwei Wochen Blogpause!

ist ja eh Sommer- und Ferienzeit. Und Geduld gehört zum Bassbauen ja unbedingt dazu, wie ich schon mehrmals feststellen musste.

Was machen wir in der Zwischenzeit? Hören wir doch ein bisschen Long Distance Calling – die Stücke sind passenderweise ja auch meist ziemlich lang … 😉

Viel Spaß dabei & bis in zwei (oder drei) Wochen!