Musik für Harald. Auf Haralds Bass gespielt.
Es ist jetzt fast eineinhalb Jahre her, dass mein guter Freund Harald gestorben ist. Ich hatte hier im letzten Jahr bereits ausführlich darüber geschrieben. Jetzt habe ich ein Bass-Solo-Stück aufgenommen, das seinen Namen trägt – und das ich auf dem Bass eingespielt habe, den er mir vermacht hat.
Im März 2018 hatte ich die kleine Melodie zum ersten Mal aufgenommen und dann auch hier in einem Blog-Artikel präsentiert. Das Stück war damals noch nicht ganz fertig und hatte noch keinen Titel, obwohl mir eigentlich schon klar war, das es ”Kellermann” heißen würde. Musste. Denn als es mir einfiel oder zufiel oder wie auch immer man das nennen möchte, war ich in Gedanken fast ständig bei Harald, der zu dieser Zeit bereits zwischen verschiedenen Krankenhäusern und unklaren Diagnosen hin- und her wechselte.
Im Laufe des Jahres kam dann noch ein B-Teil zu dem Stück dazu, außerdem baute ich einen kleinen Improvisationsteil ein, wenn ich das Stück spielte. Als ich dann Haralds Bass erbte, dachte ich schon: Irgendwann spielst du das Stück auf seinem Bass und nimmst das auf.
Aber ich habe sehr lange gebraucht, bis ich den Bass überhaupt mal in die Hand nehmen konnte. Weil da immer dieses Gefühl war: Ich bewahre ihn nur für Harald auf. Irgendwann kommt er und holt ihn ab.
Als wir uns dieses Jahr im April trafen und Haralds Geburtstag in einer seiner Lieblingskneipen in Münster feierten, sprach ich mit seinem Bandkollegen Joshy darüber, der eine von Haralds Gitarren geerbt hatte. Er konnte mein Zögern nachvollziehen – aber hatte sich inzwischen davon lösen können, die Gitarre neu besaitet, eingestellt, gepflegt und zum Spielen fertig gemacht. Denn dafür sind Gitarren und Bässe ja da: Das man sie spielt. Und nicht nur an die Wand hängt, anschaut und denkt: Harald holt sie irgendwann wieder ab. Weil das nie passieren wird. Leider.
Also habe ich den sehr schönen Jazz Bass vor ein paar Wochen in die Hand genommen und darauf gespielt. Auf den Saiten, auf denen Harald noch gespielt hatte. Nachdem der Bass über ein Jahr nur an der Wand gehangen hatte, musste ich die Saitenlage und die Intonation ein bisschen anpassen. Dann ließ er sich sehr gut spielen. Obwohl die Saiten schon wirklich sehr alt waren.
Doch bevor ich den Bass dann demnächst mal reinige, pflege, einstelle und neu besaite, wollte ich ”Kellermann” damit aufnehmen. Auf dem Bass, wie ich ihn von Harald geerbt habe, mit den Saiten, auf denen er noch gespielt hat.
Hier ist das Video. Die technischen Details dazu erkläre ich vielleicht später mal, heute geht es einfach nur um meine anhaltende Trauer um meinen Freund Harald, um die tröstende Wirkung von Musik und von schönen Erinnerungen – und darum, dass es mir eine große Ehre ist, Haralds Bass spielen zu dürfen.