Und es war Sommer … 2018. Richtig, da war doch noch was? Mehrfach angekündigt, jetzt endlich ausgepackt & aufbereitet: Der bisher letzte Werkstattbesuch meines Schraubbasses – zum Beheben eines Engpasses.
In meiner Zusammenfassung des Schraubprojekts hatte ich ja erwähnt, dass die Montage von Pickguard und Pickups nicht ganz optimal gelaufen war. Der edle Häussel-Splitcoil ließ sich nicht so gut in der Höhe verstellen, weil die PU-Aussparung im Pickguard etwas zu eng war. Das hatte ich zwar dilettantisch (Nagelfeile!) zu lösen versucht, mir aber dann gedacht: Bevor du’s versaust, frag einen Profi!
Und das heißt natürlich: Ein Job für Dave, den Sound Ranger! Der übrigens demnächst wieder mit seiner Band Long Distance Calling auf Tour ist. Und ich empfehle dringend, da mal hinzuhören.
Ende Juni 2018 brachte ich den Bass also zur Live-Bearbeitung in Daves Werkstatt. Gleich am Anfang machte mir Dave erstmal eine große Freude, als er den Bass in die Hand nahm, während ich mal wieder von den Helliver-Schönheiten in der Werkstatt nebenan abgelenkt war, ein bisschen spielte und dann sagte: ”Das ist ein extrem natürlich klingender Bass!”So macht man Kunden glücklich, bevor man überhaupt mit der Bearbeitung des eigentlichen Auftrags angefangen hat. 😉
Dann ging’s los: Der Bass musste auf die Werkbank. Ein bisschen nervös ist man dann ja schon. All diese Werkzeuge! Spitz und scharf, eckig und rund, rätselhaft und faszinierend in ihrer Anmutung – jedenfalls für einen Nichthandwerker wie mich.
Eine sichere Bank.
Bevor ich Dave nach einer zumindest lokalen Anästhesie fragen konnte, legte er schon los – bzw. schraubte Schrauben los. Man beachte dabei den tollen, einfachen und genialen Trick (auf sowas komme ich selten selber), die Saiten mit einem Capo oben zu fixieren. Super Idee!
Köpfchen mit Capo.
Und dann … war mein Bass plötzlich ganz nackig! So hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Ich wollte gerade irgendwas dezent drüberlegen, da hörte ich verdächtige Geräusche von Dave.
Eine Menge Holz.
Der Meister war schon am Feilen, was das Zeug hielt. Aber kontrolliert und präzise. So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Ritsche, ratsche!
Gesägt, getan.
Nach dem Einsatz diverser Flach- und Rundfeilen passte alles sehr viel bässer als vorher zusammen. Dann nahm sich Dave dankenswerterweise kurz noch die elektrischen Verbindungen vor – denn ich hatte ja nix gelötet, sondern nur gesteckt. Also veredelte Dave die Kabelenden mit Lötzinn. Und gab mir als weitere Optimierungs-Empfehlung für den Bass den Tipp, die Elektrik irgendwann noch mal auszutauschen und diskret aufzubauen. Ich vermute mal, er meinte damit nicht ”heimlich, still und leise” – sondern wohl eher ”abgegrenzt, abgrenzbar, klar unterschieden”. Also mit einzelnen Potis und so, nicht als kompakte Richter-Platinenlösung. Tja, irgendwann vielleicht.
Zinnvolle Kontakt-Optimierung.
Um die Hubkraft der Pickups zu erhöhen, brachte Dave dann noch ein bisschen Schaumstoff ins Spiel. Ist glaube ich das, was gemeint ist, wenn Gitarristen und Bassisten fachmännisch raunen: ”Die Pickups haben echt ’ne Menge Headroom!”
Der Stoff, aus dem die Schäume sind.
Anschließend verbuchselte & verschraubte Dave wieder alles miteinander, was verbuchselt & verschraubt gehört. Und den abschließenden Stimm-Service hat er mir nicht mal berechnet!
Es As Des Ges, gell?
Basst, wackelt nicht & hat Luft.
Seitdem flutscht das alles prima bei der Höhenverstellung des P-Bass-Splitcoils. Und für die angenehme Ablage des Stützdaumens der rechten Hand ist da jetzt auch der entscheidende Höhen-Millimeter einstellbar, der vorher fehlte. Danke, Dave!
… und wo wir gerade beim Thema ”Lust nach oben” sind, passt doch zum Abschluss das in luftigen Höhen gedrehte Video zum Song ”Out There” von Daves Band Long Distance Calling bestens. Enjoy & stay tuned!
”Ich kann dir nicht sagen, wie gut ich mich gerade fühle …”
Mein Bassblog-Hobby kommt gerade etwas kurz, aber aus Gründen. Neben mehreren größeren beruflichen Projekten war ich in letzter Zeit auch mit meiner Band DIE BERATER ziemlich aktiv – zwei Auftritte innerhalb einer Woche, das ist für uns viel. Eine gute Gelegenheit, mal zwischendurch der Frage nachzugehen: Wie macht er sich denn jetzt so, mein Schraubbass – live und in Farbe?
Die drei Auftritte in den letzten Monaten fanden in eher privatem Rahmen statt. Im September 2018 spielten wir anlässlich des Geburtstags unserer Schlagzeugers Robby vor Freunden & Familie. Draußen, auf der Terrasse von Robbys Bootshaus:
Man beachte die feine Spiegelung meines Pedalboards im Pickguard. 😉
Anfang Februar 2019 spielten wir bei einer Privatparty in der KFZ-Werkstatt Ahlhorn in Münster (Beverly) Hiltrup. Wir teilten uns den Gig mit der Band SPIELSUCHT aus Rheine – war ein großer Spaß, auch wenn der Sound für uns nicht so optimal war.
Ein starkes Team.
Vor ein paar Tagen waren wir dann als Abend-Beschallung beim MünsterCamp 2019 gebucht – was uns ebenfalls sehr großen Spaß gemacht hat. Das Kreativ-Haus in Münster ist eine tolle Location. Vielleicht gibt’s ja irgendwann mal ein Wiedersehen & -hören mit uns dort … ?
Ich habe an dem Abend den Haus-Amp benutzt – das Kreativ-Haus ist auch eine große Musikschule und deshalb hervorragend ausgestattet.
”Und wie war es für dich, Tim?”
Rein optisch ist das Urteil für mich immer noch eindeutig: Mein Schraubbass ist wirklich wunderschön geworden. Oder will dem etwa irgendjemand widersprechen?
Was den Sound angeht: Über den bin ich fast noch glücklicher. Der Bass klingt so, wie (m)ein Preci klingen soll – satt, klar, druckvoll und rund. Dazu ist das Handling angenehm unkompliziert. Das Gewicht ist erträglich. Die Stimmstabilität ist sehr hoch. Als bevorzugter Band-Bass ist er für mich inzwischen zum idealen Instrument für (nicht nur) diesen Einsatzzweck geworden. Und das ist ja mal ein positives Zwischenfazit, oder?
Zwischenfazit deshalb, weil mein Schraub- und Schreibprojekt ja immer weiter geht. Ich habe in der Berichterstattung auch noch etwas aufzuholen, was die bisher durchgeführten Optimierungsmaßnahmen angeht …
”Und dürfen wir den Bass jetzt auch noch mal hören, Tim?”
Gerne. Ich habe mal ein Video bearbeitet, dass meine liebe Frau bei unserem Auftritt letzten September einfach so freihändig mitgeschnitten hat. Da ist der Bass-Sound ganz gut wahrzunehmen. Bei dem Stück liegt nur ein leichter (!) Chorus auf dem Sound. Aber der Grundsound kommt recht authentisch rüber, finde ich.
Der Song heißt übrigens ”Selbst” – und wer die von uns selbst aufgenommene Demo-Version hören möchte (da war mein Schraubbass leider noch nicht fertig), kann ihn gerne auf Youtube anklicken.
”Whatever will be, will be” – Die Musik Produktiv Hausmesse 2018
Der erste Teil meines Berichts endete mit dem kurzen Test des Marleaux Shortscale-Basses, der übrigens auch in der aktuellen ”Bass Professor”-Ausgabe euphorisch bespielt & besprochen wird (leider noch kein Link verfügbar, sorry).Jetzt geht’s weiter. Der DeLorean ist mittlerweile im neuen Jahr gelandet – für das ich allen Leserinnen und Lesern alles erdenklich Gute wünsche.
Norbert & ich liefen dann noch ein bisschen weiter rum, erkundeten auch die Angebote im Laden (wo ich die riesige Akustik-Gitarren-Abteilung entdeckte, die ich noch gar nicht so wahrgenommen hatte) und schlenderten dann weiter durch die Messegänge. Norbert kaufte ein tolles Gitarrenpedal und ließ es vom Meister höchstselbst signieren. Ich fand mich immer wieder wie magisch vom Marleaux-Standangezogen. Aber nicht nur ich – es war dann doch recht voll geworden, nicht nur bei den Bässen, sondern auf der ganzen Messe.
Obwohl ich anfangs noch in Testlaune gewesen war, verging diese mir zunehmend. Es war einfach zu laut überall. Oder, anders (ehrlicher) formuliert: Ich bin langsam zu alt für den Scheiß! Ich wollte es ungefähr so: ”Man reiche mir bitte eine Tasse Tee und ein Instrument meiner Wahl in einer schallisolierten, geräumigen (Wohnzimmer-Dimensionen) Testkabine.” Ich bekam: ”Was? WAS HAST DU GESAGT?? LAUTER!!!”
Ausgerechnet der Marleaux-Stand war in dieser Hinsicht wieder mal ungünstig positioniert. 2017 waren es die Gibson-Gefährten, die direkt gegenüber der edlen Bässe aus dem Harz ungehemmt bretterten, was das Zeug hielt (offensichtlich eine Menge). 2018 hingegen gab es einen fast symbolisch zu verstehenden anderen Grund, weshalb man die Bässe besser sehen als hören konnte: Am Messestand der Firma Mixars führte in regelmäßigen Abständen eine junge DJane vor, was sie so drauf hat. Und Musik aufgelegt hat sie auch noch.
Ich behaupte mal (und schließe einfach von mir auf alle anderen), dass die Messebesucher zum Großteil eher Rock- und Pop-orientiert waren und sehr viele davon Gitarre oder Bass oder Schlagzeug spielten. Und sich für entsprechende Musikstile interessierten. Und nicht unbedingt für EDM, wie dieses Gebrimmsel allgemein genannt wird. Tja. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein alter, tragischerweise in den 70ern und 80ern musiksozialisierter Sack. Aber das ist jetzt wohl auch die richtige Stelle, um kurz innezuhalten – und die Frage zu stellen: Was würde David Guetta dazu sagen?
”Do you want some Bass?”
Genau. Also zurück zum Marleaux-Stand, wo mir im Gedränge plötzlich ein Gesicht auffiel. Das in der deutschen Bass-Szene durchaus bekannt ist, nicht erst seit dem großen Interview mit ihm in der Bass Quarterly 4/2018: Florian Friedrich! Klar, er ist ja auch Marleaux-Endorser. Und vielbeschäftigter Bass-Profi. Und renommierter Online-Basslehrer. Und was er dann am Stand so auf den Bässen spielte, war wirklich fantastisch – zum Beispiel einige ziemlich coole Stevie-Wonder-Adaptionen. Und ein spontaner Jam mit einem linkshändigen EICH-Mitarbeiter. Ich wünschte, ich hätte das mitgeschnitten!
Flo am Marleaux – große Show.
Aber immerhin habe ich Florian angesprochen und mich ein bisschen mit ihm unterhalten. Ein sehr angenehmes Gespräch (trotz der uns umgebenden Lautstärke), das sich dann für ein paar Takte auch um die Themen Beruf, Hobby, Leidenschaft drehte – und um deren Verknüpfung in der eigenen Biografie. So erzählte er zum Beispiel, dass ihn einst ein Mitschüler erstaunt gefragt hatte: ”Bass studieren? Was willst du denn damit machen?” – und Florian ihm einfach nur die Gegenfrage stellte: „BWL studieren? Was willst du denn damit machen??” 😉
Wer mehr über Florian erfahren möchte, dem sei sein YouTube-Channel ans Herz gelegt. Und natürlich auch seine gerade neu gelaunchte Seite floriansbassunterricht.de. Von seinen Videos war mir vor einiger Zeit vor allem eines aufgefallen, das mir gut gefallen hat. Da geht es um das (auch im Themenbereich meines Blogs spannende) Thema „Vintage-Bass gegen neuen Edel-Bass”, das ich hier von ihm aus seiner Profi-Perspektive sehr aufschlussreich aufgedröselt fand.
Und als Bass-, Bassbauer- und Profibassisten-Fanboy war ich natürlich schamlos genug, Florian um ein Selfie mit mir zu bitten. Tja, in meiner Bassblogger-Geheimidentität mache ich halt dauernd Sachen, über die ich in meinem wirklichen Leben nur den Kopf schütteln würde … oder beide:
Nicht nur bei Bässen, auch bei Brillen einen ähnlichen Geschmack: Florian Friedrich und Yours Truly (v.l.n.r.i.s.d.P)
Schön, Tim. Aber warum heißt dieser Beitrag jetzt eigentlich ”Whatever will be, will be”?
Ja ja, schon gut. Ist einfach zu erklären. Das Aufhänger-Wortspiel meines Messeberichts ist ja BASS TO THE FUTURE. Also muss was mit Zukunft rein. Und dann passte die Zeile aus ”Que Será, Será” natürlich prima. Denn …
”The Future’s not ours to see!”
… das hat auch mit meinem (schon öfter erwähnten) Gefühl zu tun, in diesen Instrument-Test-Situationen, ob im Musikgeschäft oder am Messestand, meist nur totale Grütze zusammenzuspielen. Deshalb hatte ich mich vorbereitet.
Und zwar so: In der Gitarre&Bass-Ausgabe 8/2018 war ein Interview mit Meister Marcus Miller zu dessen fantastischen neuen Album ”Laid Black“ zu lesen. Und eine Transkription des Intros des Titels ”Que Será, Será” war netterweise auch beigefügt. Nicht bekannt? Na dann aber schnell:
Im Vorfeld der Messe hatte ich mich also intensiv mit diesem Intro auseinandergesetzt und es auch zu 95 % hingekriegt (diese eine Stelle in Takt 4, verdammt …). Macht ziemlich Spaß und ist vorzeigbar. Und ich hatte es beim Testen des Marleaux Shortscale-Votans auch kurz angespielt … Aber dann, später, war es mir wie erwähnt überall zu voll und zu laut auf der Messe. Oder, genauer gesagt: I chickened out!
”Will I be pretty? Will I be rich?”
Vielleicht hätte ich mir ja doch noch mehr Bässe auf der Messe anschauen sollen … Schließlich war da ja zum Beispiel mit Claas Guitars eine seltsam attraktive Zukunftsvision des sonst ewig ähnlichen Gitarre/Bass-Themas zu sehen. Aber ich hatte einfach keinen Bock mehr.
Was bleibt? Immerhin ein eindrucksvoller Tag im besten Sinne des Wortes und ein schöner Ausflug mit meinem Bandkollegen Norbert. Und nächstes Jahr fahre ich bestimmt auch wieder hin – soweit in die Zukunft wage ich dann wohl jetzt schon zu blicken. 😉
Und es blieb ja auch was Tolles übrig: Ein kurzer Mailaustausch mit Florian Friedrich in den Tagen nach der Messe erfreute mich dann wieder sehr. Darin ging es um unser Gespräch, meinen Bass-Blog und auch um das Interview mit Hans-Peter Wilfer. Folgendes schrieb Florian:
„Ich habe mir mal gerade deinen Bass-Blog angeschaut… Super Blog! Und einen klasse klingenden Bass hast du da zusammengeschraubt! Und tolles Interview mit Herrn Warwick…. Hehehe, ich sagte dir ja, man rutscht da so rein, ohne etwas zu planen. Und ehe man sich versieht, verdient man damit sein Geld (wenn überhaupt)…. Die Leidenschaft ist Schuld! Und das ist garantiert bei allen Meistern so! Ob Hans Peter Wilfer, Gerald Marleaux oder “professioneller” Musiker… die Leidenschaft und Liebe zur Musik und zum Fach, das ist was zählt und was einen voran bringt. Ich finde ja sowieso, dass die Professionellen die eigentlichen Amateure sind: 1. des Wortes wegen… Wir lieben eben, was wir tun! Und 2. wird dir kein Profi sagen, dass er schon alles kann. Die meisten der Großen bleiben wissbegierig und bescheiden und bilden sich immer weiter! ;-)Und zur Griffbrettreinigung: THE DIRT KEEPS THE FUNK!!!! Also nicht zu viel putzen! ;-)“ [Florian Friedrich / 16.11.2018]
Und das kann man ja einfach mal so stehen lassen, oder?
Und jetzt: BACK (!) TO THE FUTURE!
Denn es gibt viel zu tun, viel zu schreiben, viel zu spielen. Ich habe leider sehr lange für diesen Artikel gebraucht – was unter anderem daran liegt, dass im richtigen Leben mein Schreibtisch gerade ziemlich mit großen, zeitaufwändigen Jobs beladen ist. Aber die Saga meines Schraub-Basses muss weitererzählt werden – da gibt es ja zum Beispiel noch eine Episode in der Werkstatt desSound Rangers, die noch gar nicht aufgearbeitet wurde. Und, und, und … Also reiße ich mich in naherZukunft zusammen und plane mal die nächsten Themen. Und schreibe drüber. Denn – den kann ich jetzt leider nicht mehr zurückhalten: