99 TAUSEND PLÄNE

”The past is never dead. It’s not even past.”

Das Zitat ist berühmt. Aber so richtig verstanden habe ich es erst in den letzten Monaten. Denn da ist meine Vergangenheit plötzlich wieder höchst lebendig in mein Leben getreten – was mir bis heute große Freude macht. Das alles hat natürlich mit Musik zu tun. Und, ähnlich wie in den zuletzt hier berichteten Geschichten, mit der rätselhaften Macht des Internets, Zeit und Raum zu überbrücken.

Drehen wir das Rad also ein paar Jahrzehnte (!) zurück und fangen an: Es war einmal in Wilhelmshaven. Zu meiner musikalischen und instrumentalen Sozialisation dort habe ich kürzlich (jedenfalls in den zeitlichen Dimensionen dieses Blogs) bereits ein bisschen was geschrieben. Tatsächlich könnte ich Bücher füllen mit dem, was damals so los war in der ”Jadestadt” (die nichts, aber auch wirklich nichts mit einem Schmuckstein gemein hat) im Norden. Wo die Autobahn endet und die Nordsee anfängt, wie ich früher zu sagen pflegte. Aber nicht nur die. Es gab damals noch viel mehr, was anfing.

Ende der 1980er war ich bereits vielfältig musikalisch aktiv. Nach den Anfängen in der lokalen Ten-Sing-Gruppe hatte ich mit Andi und Knut meine erste eigene Band gegründet, Room Six. Ich fing an, eigene Songs zu schreiben. Außerdem nahm ich klassischen Kontrabass-Unterricht. Und wurde von meinem coolen, aber resoluten Lehrer beängstigend frühzeitig genötigt, beim ”Streichorchester der Gymnasien” vorstellig zu werden. Dessen einziger (und leicht überforderter) Kontrabassist ich dann für rund zwei Jahre war. Was tatsächlich nochmal reichlich Stoff für eine eigene Geschichte wäre.

Ziemlich viele Anfänge schon bis hierhin, oder?

Bewegte Zeiten

So 1989/90, relativ kurz vor dem Abitur, lernte ich über eine gemeinsame Bekannte (auch eine lange Geschichte) zwei Musiker kennen. Gleicher Jahrgang, andere Schule. Marc spielte Gitarre, und das beeindruckend gut. Jens spielte Keyboards, dito. Das erste Treffen habe ich zwar so in Erinnerung, dass man es heute wohl als ”awkward” labeln würde. Aber da kurze Zeit später das Telefon klingelte (Yep, Kinder das Telefon, und es klingelte analog, und sonst hatten wir ja auch nichts) und ich (mit meinem Bass) von den beiden zu einer Session eingeladen wurde, hatte es wohl doch irgendwie Klick gemacht zwischen uns.

Es war für mich das erste Mal, dass ich ”richtige” Musiker kennen lernte. Heute würde man ”Musik-Nerds” sagen. Also Menschen, die sich intensiv mit Musik, Musiktheorie, ihrem Instrument, instrumentaler ”Virtuosität” (diese alte, falsche Schlange) und Musiktechnik allgemein beschäftigten – so wie ich.

Andi und Knut (und später Sven) von meiner Band waren zwar keinesfalls weniger ”richtige” Musiker. Aber auf ganz andere Art: Wir verstanden uns musikalisch vor allem auf Song-Ebene hervorragend. Da galten alle gängigen Metaphern wie ”an einem Strang ziehen”, ”blind vertrauen” oder ”mehr als die Summe der Teile”. Ich spielte ihnen einen Song von mir vor – und sie wussten sofort, was ich meinte. Ich habe über die Jahre gelernt, dass so etwas nicht nur selten, sondern absolut außergewöhnlich ist (zu meiner großen Freude darf ich mit meiner jetzigen Band etwas Ähnliches erleben). Und wir waren damit auch jahrelang auf lokaler Ebene ziemlich erfolgreich.

Doch mit Jens und Marc waren Sachen drin, die mich musikalisch und instrumental ganz anders forderten. Jazz-Rock, Al Di Meola, Hendrix. Wir machten ein paar Aufnahmen, denn Jens hatte einen Vierspurrekorder (heiß begehrtes, teures Equipment damals), wobei sich die beiden auch noch als ziemlich fähige Schlagzeuger erwiesen (im Gegensatz zu mir). Ich erinnere mich an ein runtergekommenes, leerstehendes Gebäude in irgendeinem Gewerbegebiet. An einen Raum mit Eierkartons an den Wänden. Feuchte Luft, leichter Schimmelgeruch. Ein paar andere befreundete Musiker waren manchmal auch noch dabei, aber ich erinnere mich nicht mehr an alle.

Irgendwann klingelte dann schon wieder das Telefon. Bewegte Zeiten! Ein gewisser Holger wollte wissen, ob ich Lust habe, bei dem Bandprojekt mitzumachen, das er gerade auf die Beine stellte. Und Marc und Jens hätten mich als Bassisten empfohlen. Und die beiden seien auch dabei. Nur ein Schlagzeuger fehlte noch.

Room Six hatte gerade Pause – ich glaube, wir suchten gerade einen neuen Proberaum. Also brachte ich Knut ins Spiel. Andi war nicht amused, verständlicherweise.

Aber es sollte ja nur ein Projekt auf Zeit sein. Was es dann auch war. Wenn ich ich richtig erinnere, waren es die kompletten Osterferien 1990, die wir in in einem Gemeindehaus in Wilhelmshaven verbrachten, um Holgers Songs einzuüben.

”Praying for the Past”

Holger war großer Springsteen-Fan, das merkte man seinen eigenen Songs an, und den Cover-Songs in unserem Programm auch. Ich habe, wie ich letztens zufällig feststellte, die Mappe von damals noch im Schrank:

Ich denke, wir dürfen ruhig ein bisschen genauer hinschauen – ist ja lang genug her … 😉

v.l.n.r.: Knut, yours truly, Marc, Holger, Jens

Wir hatten tatsächlich einen gemeinsamen Auftritt – im Country Club in Wilhelmshaven. Auch eine eigene, geradezu unglaubliche Geschichte (”Bullenscheiße!”), aber man muss dabei gewesen sein. Beim zweiten Auftritt in der Ruscherei war Knut dann schon nicht mehr dabei, wenn ich mich recht erinnere. Room Six waren inzwischen wieder sehr aktiv geworden. Und dann machten wir alle Abi und Holgers Band war mehr oder weniger Geschichte. Aber eine ganz gute, finde ich immer noch.

Der Austausch mit Marc und Jens ging weiter, auf vielen Ebenen. Marc war einmal Session-Gast bei einer Probe von Room Six, davon gibt es sogar einen Mitschnitt. Ich ging mit ihm zu einem Konzert eines meiner Lieblingsgitarristen, Peter Finger, was Marc dazu inspirierte, ein Stück von ihm in seiner Abi-Prüfung vorzutragen. Jens engagierte mich am Bass für den Vortrag eines Jazz-Standards (”Don’t get around much anymore”) in der Ruscherei (auch eine Prüfung, wenn ich mich richtig erinnere) – und wir waren eine Zeit lang generell viel in Kontakt.

Später spielte Marc in ein paar Bands in Wilhelmshaven, mit Jens tauschte ich Tapes aus, ab und zu trafen wir uns irgendwo, zufällig oder geplant. Wilhelmshaven war damals zwar noch größer, aber immer noch übersichtlich. Dann war ich erst Zivi in Delmenhorst und später Studi in Münster, aber wegen der vielfältigen Aktivitäten von Room Six noch jahrelang (bis ca. 1995) am Wochenende regelmäßig in meiner Heimatstadt. Man lief sich manchmal noch über den Weg, meistens im legendären Palazzo. Irgendwann in diesen Jahren riss der Faden dann ab.

Zoom Forward. 30 Jahre.

Als ich letzten Herbst damit anfing, mein Heimstudio-Setup komplett umzubauen, fiel mir bei den Auf- und Umräumarbeiten ein Karton mit alten Kassetten in die Hände. Die hier war auch dabei:

”Das ist ja meine Handschrift”, kommentiere Jens, als ich ihn mit dem Tape konfrontierte.

Auf Seite A sind einige Aufnahmen, die ich damals mit Jens und Marc gemacht hatte. Jens hatte mir die Kassette zusammengestellt. Seite B hatte ich für Demos von Songs für Room Six genutzt. Speicherplatz war damals schon wertvoll.

Solche Zufallsfunde können bekanntlich zu schicksalhaften Wendungen führen und immens glücklich machen. Auch in diesem Fall.

Vom Gedanken ”Was macht Jens jetzt wohl so?” war es nicht weit zum nächsten Google-Fenster. Und, wer hätte das gedacht, Jens hat einen Account bei SoundCloud. In diesem fand ich einen Song für einen gewissen Holger. Den Jens erst ein Jahr zuvor zusammen mit Marc aufgenommen hatte.

Bingo! 

Nach den ersten Nachrichten über SoundCloud folgten E-Mails. Jens (inzwischen in Hannover wohnhaft) und ich tauschten uns darüber aus, was die vergangenen 30 (!!) Jahre so passiert war. Dann gab’s eine Chat-Gruppe, gemeinsam mit Marc (wieder in Wilhelmshaven) und Holger (irgendwo in Ostfriesland).

Und, oh Wunder, Jens & Marc waren musikalisch auch noch aktiv, überaus sogar, und verfügen über Heimstudios (in Marcs Fall wohl schon eher ein Studioheim), also alles ähnlich wie ich. Jens schlug vor, doch mal wieder was gemeinsam zu machen. Zum Glück war ich ja gerade im Umstieg von meinem alten, eher proprietären Studio-Setup hinzu Logic Pro. Dem Austausch von Files, Tracks & Songs stand also nichts im Wege.

Wir legten einfach mal los. Als hätten wir uns erst kürzlich zuletzt gesehen.

Tausend Pläne

Jens suchte sich einen Song aus meinen Demos aus, die ich in der Corona-Zeit produziert hatte, eigentlich als Demos für meine Band. Das war sogar der erste Song, den ich am Rechner (mit GarageBand) produziert hatte, noch mit eher schlechten Interfaces – um zu testen, wie ich mit diesem Produktionsweg klar komme. Der Song heißt ”Tausend Pläne”. Wer auf Vorher/Nachher-Effekte steht, kann sich hier das ursprüngliche Demo anhören.

Jens nahm sich die Tracks vor, programmierte neue Drums, spielte Keyboards (Orgel) & A-Gitarren ein, ich spielte den Bass neu ein und nahm die Vocals neu auf, Jens‘ Tochter Swenja fügte sehr stimmigen Background-Gesang hinzu – und am Ende veredelte Marc alles mit einer wahrhaft marcigen Sologitarre.

Ich war baff. Und äußerst entzückt. Wofür ich euch natürlich auch die Chance geben möchte:

Zauberhaft, oder? Wir haben uns dafür nicht ein einziges Mal getroffen, noch nicht mal telefoniert – wir haben einfach in unseren Studios in Hannover, Münster und Wilhelmshaven die Tracks aufgenommen und hin- und hergeschickt. Jens übernahm am Ende Mixing & Mastering. Meisterhaft.

Spell

Apropos zauberhaft: Jens schickte dann auch ein paar seiner Demos an mich, darunter eine Song-Idee namens ”Spell”. It caught my ear. Ich entwickelte in Absprache mit Jens einen deutschen Text, basierend auf seiner Grundidee, spielte den Bass ein und nahm den Gesang auf. Marc übernahm die Gitarrenparts und am Ende wurde alles von Jens wieder schön rund gemischt. Enjoy:

Die beiden Songs sind übrigens auch eine sehr gute Gelegenheit, meinen Schraub-Preci in Action zu erleben. In einem Fall ein bisschen angezerrt, im anderen schön tief und ausgewogen. Finde ich.

”The future is never dead. It’s very present!”

Das Ende der Geschichte: Es gibt kein Ende. Es gibt lauter neue Anfänge – wenn man es zulässt. Und sich ein bisschen Mühe gibt.

Ich freue mich jedenfalls sehr darüber, dass eine vor langer Zeit begonnen und beendet geglaubte Geschichte jetzt einfach so weitergegangen ist. Hatte ich am Anfang des Artikels geschrieben, das Internet könne Zeit und Raum überbrücken? Vielleicht stimmt das gar nicht. Wahrscheinlich haben wir es hier mit einer viel größeren (und älteren Macht) zu tun, die das vermag: mit der Musik.

Bald gibt’s neue Berichte & Geschichten an dieser Stelle – stay tuned!

97 TIME AFTER TIME

Die Geschichte(n) mit Chet

Vor über einem halben Jahr habe ich ein Konzert besucht – so ziemlich das erste, bei dem ich seit Ausbruch der Pandemie war. Und da sich daraus nicht nur eine sehr schöne Bass-Begegnung, sondern auch (mindestens) eine erzählenswerte Geschichte ergab, will ich diese nun endlich mal aufschreiben. Let’s get lost – in time!

Drehen wir erstmal die Zeit zurück. Wir sind in der Mitte der 1980er, hier beginnt die Geschichte, und zwar in meiner Heimatstadt Wilhelmshaven. Ich bin ungefähr 15 und verbringe neuerdings sehr viel Zeit auf meiner Bettkante, eine geliehene Konzertgitarre in den Händen. Wir sind also live beim Beginn meiner großen Gitarren- und Bass-Leidenschaft dabei. Gleichzeitig bewegt sich mein Vater, dessen unglaublich umfassender Plattensammlung ich viel zu verdanken habe, als Musikfan immer mehr in Richtung Jazz.

Ich mühe mich also oben unter der Dachschräge in meinem Zimmer, das noch ein bisschen Kinder-, aber doch schon ziemlich Jugendzimmer ist, mit Peter Bursch und ”Blowin‘ in the Wind” ab – während aus dem Wohnzimmer ganz andere Klänge mit großem Blue-Note-Anteil zu mir herauf wehen.

Almost Blue

Besonders oft erklingt in dieser Zeit Chet Bakers Live-Album ”Strollin’”, 1986 erschienen und mit einer sanft & cool vibrierenden Klang-Aura versehen. Ich hörte mit, zunehmend interessiert, und übte fleißig weiter ”Sloop John B.” und andere Pop- und Rock-Klassiker.

”Strollin’” wurde übrigens beim Jazz-Festival in Münster aufgezeichnet. Also in der Stadt, in der ich Jahre später erst studieren, und dann – mit Unterbrechungen – auch leben & arbeiten sollte. Letzteres bis heute. Was die erste merkwürdige biografische Verbindung durch Zeit und Raum zur Gegenwart in dieser an Merkwürdigkeiten nicht armen Geschichte ist.

Begleitet wurde Chat Baker bei dem Konzert in Münster nur von Gitarre (Philipp Catherine) und Bass (Jean-Louis Rassinfosse). Das traf bei mir einen Nerv – ich war damals zwar (noch) nicht Jazz-begeistert, aber ich fand den Sound und die besondere Atmosphäre des Konzerts total faszinierend. Als mein Vater mich dann 1987 fragte, ob ich mit zum Konzert von Chet Baker im Pumpwerk in Wilhelmshaven kommen möchte, sagte ich sofort ja.

Das Konzert war ein Erlebnis. Auch für einen jugendlichen Jazz-Neuling wie mich. Ich erinnere mich zwar nur an wenige Details, aber deutlich an sehr konzentriert spielende Musiker und ein sehr aufmerksames Publikum. Und daran, dass Chet Baker am Ende, vor oder nach den Zugaben, ein paar Sätze ins Mikro nuschelte, aber nicht gegen den tosenden Applaus ankam. Um dann frustriert sowas wie ”OK, you don’t wanna hear it …” zu sagen und abzutreten. Ich glaube, er wurde von seiner Band darauf aufmerksam gemacht, dass es ja nur unsere Begeisterung war, die ihn übertönte … Er war offensichtlich nicht besonders gut zurecht, sowohl physisch als auch psychisch. Etwas mehr als ein Jahr später lag er nach einem Sturz aus dem zweiten Stock tot vor einem Hotel in Amsterdam.

Milestones

Meine Geschichte ging weiter. Ich sah noch sehr viele namhafte Jazz- und Rockmusiker im Pumpwerk, entdeckte den E-Bass und später den Kontrabass für mich, gründete eine Band, strich im Streichorchester der Gymnasien Wilhelmshavens den Kontrabass und meinte das alles sehr ernst. Und hatte trotzdem meistens sehr viel Spaß dabei. Jazz interessierte mich, ich hörte viele Klassiker (stand inzwischen alles bei meinem Vater im Schrank), aber Bands wie die Talking Heads, The Who, Del Amitri und Lloyd Cole & The Commotions ließen mein Herz noch etwas höher schlagen.

Meine eigene Band war auf lokaler Ebene unerwartet erfolgreich, wir hatten sehr, sehr viele Auftritte in Stadt & Region und sehr, sehr viel Spaß dabei. Unsere Musik roch nicht mal ansatzweise nach Jazz; eine Zeit lang nannten wir unseren Sound ”Powerfolk”. Erstaunlich zutreffend, auch aus heutiger Perspektive.

Als ich mich also nach Abitur und Zivildienst Anfang der 90er nach einem Studienort umsah, der mir meine gewünschten Fächer bot und dabei nicht allzu weit weg von Wilhelmshaven war (die Auftritte gingen ja weiter), suchte ich mir Münster aus. Und war in meinen ersten Jahren dort tatsächlich auch einmal beim Jazz-Festival, es müsste 1993 gewesen sein.

Der Jazz begleitete mich also weiter, aber meistens nur als Fan und Hörer. Ich wollte ja nie Profi-Musiker werden, das war mir immer klar – wahrscheinlich, weil ich mich einfach nicht traute. Mein Leben bestand ja schon aus sehr viel Musik, und das dann auch als Lebensunterhalt zu machen, erschien mir wohl … einfach zu abenteuerlich, denke ich.

Und Abenteuer bot mir mein ”Irgendwas mit Medien”-Studium in Münster mit paralleler Band-Geschichte in Wilhelmshaven auch so schon genug. Vor allem lernte ich in dieser Zeit viele Menschen kennen, die mir bis heute sehr am Herzen liegen. Zu diesen gehörte damals auch Clau(dia).

Little Girl Blue

Clau und ich hatten Ende der 90er sogar mal eine kurzlebige gemeinsame Band, in der sie ein paar Stücke sang – auf der Hochzeit ihres Bruders 1999. Noch ein paar Jahre später spielte ich dann mit meiner münsterischen Outlaw-Country-Band BARN PAIN auf Claus Hochzeit im Sauerland. Dann verloren wir uns ein bisschen aus den Augen. Jetzt nochmal einen größeren Zeitsprung in die Gegenwart – und zu Claus Konzert-Einladung, die sie im Februar 2022 an mich schickte:

What??? Ich war (milde ausgedrückt) komplett überrascht – Clau singt in einer Jazz-Band? Ein Chet-Baker-Tributprogramm? Mit Patric Siewert am Bass??

Da ich mittlerweile meiner Gitarren- und Bass-Leidenschaft wieder in vollem Umfang nachging, hatte ich schon etliche Artikel über Patric gelesen, ein paar Videos gecheckt und ihn als einen der profiliertesten Jazz-E-Bassisten im Land abgespeichert.

Mein erstaunte Nachfrage ergab folgende Geschichte: Oliver Schroer ist nicht nur Jazz-Pianist, sondern auch Kirchenmusiker. Unter anderem in der Gemeinde in Bochum, in der Clau inzwischen Pastorin ist. Die beiden lernten sich näher und Clau dabei auch die Welt des Jazz kennen. Die beiden begannen, zusammen Musik zu machen. Die Idee zu einem Chet-Baker-Tributprogramm entstand. Die Einbeziehung von Patric Siewert ergab sich ganz natürlich, denn Oliver & er machen sowieso dauernd zusammen Musik. So ähnlich lief es, sehr kurz zusammengefasst.

How Long Has This Been Going On?

Ich ging dann natürlich zum Auftritt in Münster, was die erste Begegnung mit Clau seit vielen Jahren war. Das Konzert machte mir große Freude:

“A Tribute to Chet Baker” besteht sowohl aus rein instrumental gespielten Stücken als auch aus Stücken mit Gesang von Clau. Außerdem werden einige Texte vorgetragen, die Leben und Werk von Mr. Baker erzählen und illustrieren. Ich fand’s sehr gelungen, nicht nur musikalisch, auch konzeptionell. Eine kongeniale Würdigung einer der faszinierendsten (und auch tragischsten) Figuren der Jazzgeschichte. Und Matthias Beckmann an der Trompete fand genau den richtigen Ton dafür.

Über die brillant spielende Band war ich sowieso höchst erfreut. Alles Profis an ihren Instrumenten und vor allem so richtig durch und durch Jazzer. Ein Erlebnis. Was mich immer besonders beeindruckt, ist absolute Timing-Festigkeit auch ohne Drummer. Wenn ich für mich alleine spiele, muss ich mich oft sehr konzentrieren, um im Groove zu bleiben. Ich bin halt immer Band-Musiker im Bereich Rock/Pop/Folk/Blues/Country gewesen und habe dabei meistens einen kompetenten Schlagzeuger zur Seite gehabt, dessen Beat mich führte und mit dem ich zusammen grooven konnte (im besten Fall). Aber hier spielten alle ohne Schlagzeug oder sonstigen externen Beat zum ”Draufsetzen” immer absolut perfekt auf den Punkt zusammen – durch alle Breaks und rhythmischen Windungen hindurch. Geil.

Ich achtete natürlich vorrangig auf Patrics Bassspiel und war ziemlich hingerissen. Wahnsinns-Fretlesssound und perfekte Intonation, inspirierte Linien und wunderbar melodische Soli. Bei denen er oft, ganz der klassischer Jazzer, jede Note leise Mitsang:

Dobedobedobeee … dobedo!

Ähnlich kann man das in diesem Video von Patric hören:

Er spielt, wie man sieht (seht ihr doch, oder??), einen Worp von Bassline. Also aus der Schmiede, die mir die Teile für meinen Schraubbass gefertigt & geliefert hat. Schöner Zufall! Wir kamen nach dem Konzert auch noch ins Gespräch, das wir dann später beim Mittagessen mit der ganzen Band noch etwas vertiefen konnten. Ich erzählte dabei auch von meiner eigenen Baker-Begegnung in den 80ern in Wilhelmshaven.

Patric reihte sich außerdem nahtlos ein in die Reihe von äußerst sympathischen Profi-Bassisten, mit denen ich mich schon mal persönlich austauschen konnte. Und ein Selfie machen durfte. Bei bester Laune aller Beteiligten. 😉

Was für ein wundervolles Konzerterlebnis! Klar, ist jetzt schon ein paar Tage her (20. Februar 2022), aber dieses Jahr war mal wieder so viel los, dass Bloggen auf meiner To-Do-Liste etwas nach unten rutschte.

Doch es war eben ein besonderes Konzert. Was sich im weiteren Nachgang bestätigte. Denn ich berichtete natürlich meinem Vater von meinem Konzertbesuch. Und weil ich wusste, dass er sich damals oft Notizen zu Konzertbesuchen gemacht hat (z. B. mit Zetteln in LP- und CD-Covern), fragte ich ihn, ob er zufällig auch den genauen Termin des Chet-Baker-Konzerts im Pumpwerk irgendwo notiert habe.

Hatte er. Und schrieb zurück: ”Zufälle gibt’s. Es war der 20. Februar 1987.”

Also auf den Tag genau 35 Jahre vor dem Tribut-Konzert in Münster.

Um es mit der Reaktion von Clau zusammenzufassen, als ich ihr das berichtete: ”What?!?! Das ist wirklich unfassbar!!!“

Soweit also zu Zeit und Raum und den unvorhersehbaren Verwicklungen, Entwicklungen und Verbindungen, die sie schaffen.

Wobei: Eine Fußnote gibt’s noch dazu.

Time on My Hands

Denn am Wochenende darauf waren Freunde von uns zu Besuch bei uns, Andrea und Kai. Wir aßen zusammen & saßen schön beisammen und ich erzählte bei der Gelegenheit, dass ich gerade beim ersten Konzert nach langer Zeit gewesen war. Als ich dann kurz die Geschichte dahinter zusammenfasste und auch die (Vor-)Namen der Beteiligten nannte, runzelte Andrea die Stirn. Und fragte: ”Wie heißt denn dieser Oliver mit Nachnamen?”

Ja, genau: Sie kannte ihn. Sogar ganz gut. Die beiden waren rund 30 Jahre zuvor Teil der gleichen ”Clique”, wie man so schön sagte, in Oberhausen. Und Oliver war natürlich damals schon Jazz-begeisterter Pianist, was Andrea auf den Gedanken brachte: ”Moment: ein Oliver, Pianist, Jazz-Musiker, Großraum Oberhausen/Bochum, unsere Altersgruppe – den kenne ich doch!” 😉

Auch hier fasst die Reaktion von Clau, als ich über sie Grüße von Andrea an Oliver ausrichten ließ, die Sachlage sehr gut zusammen: ”Aber wirklich verrückt, oder? Diese Verzweigungen manchmal – unglaublich!”

Strollin‘

Dieser kleine Spaziergang durch Jazz, Zeit und Raum war eines der schöneren Erlebnisse 2022. Es gibt aber durchaus noch mehr zu schreiben – und ich sehe zu, dass ich das auch wieder etwas regelmäßiger mache. Also demnächst mehr an dieser Stelle. Über Musik, Bässe, Gitarren und das Leben – wie immer hier im Blog. Oder, wie Mr. Baker das vielleicht zusammenfassen würde: These Foolish Things.

Bis hoffentlich bald also – stay tuned!

87 JIVE TALKIN‘

You got so much!”

Effektgeräte? Für den Bass? Für meinen Bass? Anfang der 90er, in meiner heißen Zeit als Bassist & Co-Sänger einer kleinen, feinen Power-Pop-Combo in meiner Heimatstadt Wilhelmshaven, hieß meine Antwort stets ”Och … Nö.” Ich hatte schon genug mit gleichzeitig Bass spielen, singen und Text vergessen zu tun. Dann auch noch auf ”Tretminen” herumzutanzen, erschien mir immer überflüssig. Und jetzt? Liegt da eine kleine, feine neue Tretmine vor mir. Nicht die erste, die ich mir in den letzten Jahren zugelegt habe, muss ich gestehen. Aber die erste aus Wilhelmshaven!

Und das kam so. Ich hatte schon vor einigen Jahren Spaß an Bass-Effekten gewonnen – und, ehrlich gesagt, schon seit Anfang der 90er ein Bass-Multieffektgerät zum Spielen & Üben per Kopfhörer genutzt. Als ich dann vor über fünf Jahren plötzlich und unerwartet wieder eine Band hatte, probierte ich ein paar Bodentreter aus … und dann noch welche – und dann irgendwie immer mehr, bis ich ein ganzes Board hatte.

Das hat mir viel Spaß gemacht. Und Sound-Welten eröffnet, die ich songdienlich (klar) einsetzen konnte: ein bisschen Chorus bei ruhigeren Stücken, ein bisschen Auto-Wah bei einem fiesen Rocker, ein bisschen Overdrive hier und da … wirklich, großer Spaß!

Neben diesen klassischen Effekten entdeckte ich aber auch Pedale, die den Sound anders, weniger effekt-, aber trotzdem sehr wirkungsvoll formen – zum Beispiel Preamps & DI-Boxen. Da gibt es ja inzwischen eine riesengroße Auswahl, auch speziell für den Bass. Ich entschied mich für ein Gerät mit echter Röhre, weil meine Amps heute meist digital sind. Nur so ein Gefühl. Als Kind der 80er habe ich das fragwürdige Dogma ”digital = kühl, harsch” tief verinnerlicht. Obwohl ich weiß, dass das totaler Quatsch ist (und Röhren vom Handling her ziemlich nervig sein können), beeinflusst mich das trotzdem noch.

Ich merkte schnell, dass so ein Preamp-Pedal richtig was bewirken kann bei der grundsätzlichen Tonformung. Das gefiel mir. Manchmal spielte ich aber auch unter kompletter Umgehung meines Boards, direkt in den Amp gestöpselt, und dachte: Ja, das klingt jetzt aber auch sehr fein, direkt, dynamisch und voll.

Aber der Gear-Nerd in mir war getriggert und ich beschäftigte mich immer mehr mit Pedalen, kaufte pflichtschuldig Fachlektüre und staunte immer mehr über die wunderbare Welt der Boutique-Pedale, die sich seit den 80ern entwickelt hatte. Wir hatten ja nichts früher – also hauptsächlich Pedale von Boss & Ibanez und so, dazu Billigkram, der meist Schrott war – und für den Bass gab’s sowieso nur sehr, sehr wenig Auswahl.

In einem Artikel in der G&B entdeckte ich dann vor einigen Jahren erstmals den Hinweis, dass es tatsächlich mittlerweile eine Boutique-Pedalschmiede in meiner Heimatstadt Wilhelmshaven gibt – JPTR FX. Spannend.

Ich recherchierte. Die – wie ich fand – sehr eigenständig & ansprechend aussehenden JPTR-Pedale waren grundsätzlich eher für Gitarren gedacht & gemacht. Und die Ausrichtung schien eher auf härtere Musikrichtungen abgestimmt zu sein, was natürlich zum musikalischen Image meiner Heimatstadt passte – Heavy ging da schon immer gut.

Und dann, wie man das heute so macht: Ich folgte der Effekt-Schmiede und ihrem Mastermind Chris Jupiter auf Facebook. Schaute mir die Website näher an, freute mich über die gelungenen Texte zu den Pedalen (ist ja immer ein schwieriger Job, über Sound zu schreiben), las Testberichte in Magazinen, sah mir Videos zu den Pedalen an …

Mit anderen Worten: Ich scharwenzelte endlos um die Entscheidung herum, mir endlich mal ein JPTR-Pedal zu bestellen.

Leaving me lookin‘ / Like a dumbstruck fool

Nachdem ich zum x-ten Mal auf Facebook in den Drukos von JPTR-Posts einen schwachen Scherz darüber gemacht hatte, wie das denn nun mit Bass klingt – ja, da machte mir Chris völlig zu Recht eine klare Ansage der Art: ”Bestell dir doch endlich mal eins!”

Der Zeitpunkt war erstaunlich günstig. Mitten in den ersten Wochen der Corona-Zeit – und ich brauchte was, womit ich mich zwischendurch mal aufbauen & belohnen konnte. Außerdem hatte JPTR gerade eine sagenhafte 20 % Rabatt-Aktion gestartet, die übrigens sensationellerweise bis heute läuft.

Und warum ein JIVE?

Der ”JIVE – Reel Saturator” ist nicht nur von allen JPTR-Pedalen ”das normalste”, wie Chris sinngemäß kürzlich sagte (ab ca. 7:40) – es gehört wohl auch zu den meistverkauften aus seiner (kontinuierlich wachsenden) Werkstatt. Und ich hatte es in einem Bass-Magazin getestet gesehen und in einem BassTheWorld-Video einen kurzen, euphorischen Kommentar dazu gehört. Apropos:

Das ist zwar nicht dieses Video mit dem kurzen, euphorischen Kommentar – nein, es ist das Video mit einem sehr langen, sehr euphorischen Kommentar zum Thema JIVE & Bass. Und ich finde es außerdem sehr aufschlussreich, was die Möglichkeiten des JIVE am Bass betrifft.

Es gibt übrigens mittlerweile so viele Videos, die sich mit dem JIVE als Gitarren- und Bass-Pedal beschäftigen und dazu auch beispielhafte Sounds liefern, dass ich mir zum Glück sparen kann, für diesen Artikel auch noch was aufzunehmen. Schaut und hört einfach hier!

In einem der Videos kommt aber die spezielle Magie der JPTR-Effektwelt besonders gut rüber – und es ist sehr charmant gemacht, finde ich:

”Und wie klingt das mit Bass?”

Siehe und höre oben, da sind ja auch einige JIVE-Tests mit Tieftönern dabei. Ich selbst musste mich übrigens etwas gedulden, bis ich (m)einen JIVE mit meinem Bass hören konnte. Und das kam so.

Nach Kauf & Bestellung bekam ich innerhalb von zwei Wochen ein Paket aus Wilhelmshaven. Für ein handgefertigtes Boutique-Pedal eine gute Zeit, finde ich.

Und verpackt war es nicht nur gut, sondern auch schön – weil komplett plastikfrei:

Kleiner Karton in großem Karton …
Schöner Karton (handbeschriftet!) auf Teppich …
Schwarzes Einschlagpapier, sehr schön, auch haptisch …
Da isses! Das JPTR JIVE live. (Übrigens wird für jedes verkaufte JPTR-Pedal ein Baum gepflanzt – geil, oder?

Mir gefällt die etwas abgerockte Optik sehr gut. Außerdem macht das sehr stabil gebaute Ding den Eindruck, als könne auch mal der langbärtige, rundbäuchige Frontmann einer südnorwegischen Black/Doom/Grind/Core-Metal-Band versehentlich (mehrmals) draufspringen, ohne dass es größeren Schaden nimmt (im Gegensatz zu den Bühnenbrettern).

You’re gonna take away my energy

Ich probierte das Teil natürlich gleich aus. Natürlich mit einem amtlichen Netzteil.

Altes Brett, neuer Bodentreter.

Beim ersten hastigen Test war alles gut. Aber dann, einen Tag später, als ich mehr Zeit hatte – da funktionierte außer der Leuchtdiode nichts mehr. Kein Sound.

Hm. Blöd.

Ich kürze die Geschichte mal ab: Ich schrieb Chris eine Mail, schilderte das Problem und wir einigten uns schnell, dass ich ihm das Ding am besten zurückschicke. Dann vergingen ein paar (wenige) weitere Wochen – und der Paketbote brachte mir ein neues (?) JIVE. Und das funktioniert super. Schon seit Monaten.

Ob das JIVE einfach defekt oder was genau das Problem war – keine Ahnung, es gab keine weiteren Erklärungen. Aber, um das nochmal zu betonen: Es hat nur wenige Wochen gedauert. Und es geht hier um ein handgefertigte Boutique-Pedale, direkt beim Hersteller bestellt. Und ich habe mich kurz persönlich mit dem Gründer und Chef der Firma abgestimmt und ohne Diskussionen ein neues (?), funktionierendes Pedal zugeschickt bekommen.

Versucht das mal bei BOSS.

Außerdem war den Beiträgen auf der JPTR-Facebook-Seite zu entnehmen, dass ich global (!) gesehen wohl nicht der einzige war, der sich aus Corona-Frust oder anderen Gründen was von Chris & seinem Team bestellt hat. Die hatten und haben wohl sehr, sehr gut zu tun. Und suchen sogar weitere Verstärkung. Und bauen jetzt auch einen Verstärker. Und bringen viele neue oder überarbeitete Pedale heraus – und dringen gleichzeitig auch in neue, naheliegende Produktbereiche vor.

Ich mag solche (Erfolgs-)Geschichten ja sehr. Nicht nur, weil ich auch seit vielen Jahren selbständig bin und weiß, wie viele Hürden man da überwinden muss. Wobei das bei mir ja noch vergleichsweise harmlos war – als Hersteller technischer Geräte hat man ja einen ganz anderen Bedarf an Raum, Material, Investitionen und Mitarbeitern. Im Vergleich zu einem Hersteller wohlgeschliffener Worte.

Und dann auch noch in Wilhelmshaven, meiner strukturschwachen Heimatstadt, wo ich Anfang der 90er mit meiner Band überall in Kneipen & Clubs und auf den Bühnen von allerlei Stadt- und Stadtteilfesten unterwegs war – und wo es schon immer eine äußerst vielfältige und lebendige Musikszene gab. Schließlich muss man, wenn man hier lebt, auf eher dröge landschaftliche Perspektiven (wie die folgende) kreative Antworten finden, die ein kleines bisschen Schwung und Bewegung in die Bude bringen:

Besser Stiefel anziehen (Nordsee nicht unweit des JPTR-Standorts in ”Schlicktown”).

So. Wo war ich gerade?

It’s just your jive talkin‘ / That gets in the way

Beim JIVE! Yeah!

Was soll ich zum Pedal am Bass sagen: Mir gefällt’s. Sehr, sehr gut sogar. Zunächst mal ist der mögliche Volume-Boost beträchtlich und geradezu ehrfurchtseinflößend. Ich will ja niemandem weh tun mit meinem Bass, vor allem keinem Bass-Amp. Aber schon ohne viel Gain und bei einer dem Clean-Signal angepassten Lautstärke bekommt der Sound meines Schraub-Precis eine gewisse zusätzliche Klarheit, hauchzart komprimiert, angenehm dicht und ohne störenden Dynamik-Verlust.

Apropos ohne Verlust: Das JIVE bewirkt keinerlei Einbußen im Bassbereich. Auch druckvolle Sounds & Spielweisen bleiben nirgendwo im kleinen Kästchen hängen – im Gegenteil, sie kommen m. E. sogar noch besser zur Geltung. Auf der Website wird übrigens erklärt, dass das JIVE die Schaltung/Vorstufe einer alten Akai-Bandmaschine aus den 1970ern nachbildet. Vielleicht kommt meine Sympathie für das Ding auch da her, wir sind ja quasi aus der gleichen Generation

Mit zugeschalteten Dioden bietet das JIVE dann Brett nach Wunsch – vom leichten Hintergrund-Growl bis hin zum berserkerhaft brutalen Über-Drive. Wobei die dezenteren Einstellungen das Zeug zum Always-on-Effekt haben – also (siehe oben) weniger Effekt sind und mehr zur grundlegenden Soundformung beitragen. Auf sehr charaktervolle Art. Hab ich schon erwähnt, wie gut mir das gefällt?

Aktuelles Setup, all details subject to change any time …

Oh my love / You’re so good

Aktuell habe ich das JIVE ans Ende der Signalkette installiert. Ich habe den Eindruck, dass es da den besten Job macht – das Signal gewinnt am Ende nochmal Druck, Klarheit und Definition. Und ich kann den Ausgangspegel der gesamten Signalkette flexibel anpassen.

Da wir leider schon lange nicht mehr ausführlich geprobt haben, konnte ich mein umgestaltetes Pedalboard noch nicht im Bandkontext ausprobieren. Schade. Und bei unserem Live-Auftritt im August – wir waren sehr überrascht und hocherfreut, 2020 überhaupt mal auf einer Bühne stehen zu dürfen – hatte ich mich aus logistischen Gründen für ein Minimal-Setup entschieden und das Board zu Hause gelassen.

Nun gibt’s aber doch ein weiteres Problem mit dem JIVE. Natürlich. War ja klar. Aber ich hatte das zunächst nicht kommen sehen …

Ich habe nämlich den Fehler gemacht, das Ding auch mal mit meiner USA-Tele und meinem (Economy-) Röhrenamp auszuprobieren.

Was soll ich sagen (zum zweiten Mal)? Eine Offenbarung, das JIVE.

Mit Gain auf 12 bis 15 Uhr und der obersten Diode angeknipst bekomme ich einen so fantastischen, klaren, bluesigen, crunchigen und dabei immer noch voll dynamischen Sound (vor allem mit dem Halspickup), dass es eine Freude ist. Freu, freu, freu.

Alle anderen mit dem JIVE möglichen Gitarrensounds sind ebenso inspirierend und zum Ausprobieren & Experimentieren animierend. Kleine Kiste, großartige Geräusche. Ohne klingt’s auf einmal langweilig und leer … es ist wirklich schon fast gemein.

Treating me so cruel

Also was jetzt – noch’n JIVE kaufen? Warum eigentlich nicht … Schließlich stelle ich mir gerade auch ein Gitarren-Pedalboard zusammen. Aus Gründen, die ich demnächst verraten werde. Außerdem kann man jetzt nicht mehr nur ein JIVE kaufen – sondern gleich drei verschiedene.

Denn Chris Jupiter & sein Team haben natürlich inzwischen das Potenzial ihres Bestsellers erkannt und bieten das JIVE jetzt auch als Double-JIVE ”JIVEEVIL” und als Micro-Version (ohne Dioden-Gedöns) an. Einfach mal auf jptrfx.com vorbeischauen. Und bestimmt gibt’s schon viele Tests auf YouTube.

Oder in die aktuelle Ausgabe der G&B hineinlesen – da sind drei JPTR-Pedale ausführlich im Test, eines davon ist das JIVEEVIL. in der G&B gab’s übrigens auch früher schon mal JPTR-Tests zu lesen.

Falls ich noch einmal schwach werden sollte, ist neben dem Micro-JIVE übrigens vor allem das JPTR-Kaleidoskope auf meiner Wunschliste. Mal sehen …

Jive talkin‘, just isn’t a crime

So. Ich weiß zwar nicht, ob die Gebrüder Gibb damals eine Akai-GX-210D-Bandmaschine im Studio stehen hatten, aber die Vorstellung ist doch schön.

Mein JIVE TALKIN‘ kommt hier zum Ende – aber ich schreibe eventuell nochmal ein Update, wenn ich das JIVE auch endlich mal im Bandkontext einsetzen konnte.

Also, wie immer: Stay tuned!