08 NA SUPER!

„The Roof is on Fire“

Weltweit werden täglich tausende Bässe produziert. In weitgehend automatisierten Arbeitsprozessen oder von handwerklich geschickten Händen in gut ausgestatteten Werkstätten. Und jetzt komme ich!

Meinen Arbeitsplatz richte ich mir auf dem Dachboden ein. Das Dach ist zwar unisoliert, aber deshalb ist es auch schön luftig hier. Nun ja, im Sommer knallt vormittags die Sonne drauf und es ist etwas warm. Meist sogar ziemlich warm.  Wobei „warm“ in diesem Fall als „wie in der Sauna“ zu verstehen ist. So sieht’s aus:

Alles bereit für den ersten Arbeitsschritt? Yes … we can! Oder …?

Es ist eigentlich ganz einfach. Der Sattel, den ich mitbestellt hatte, ist für meine bevorzugte Saitenstärke 45-65-85-105 gekerbt. Aber er ist nicht eingeklebt. Laut Martina von BassParts.de reicht da ein Tröpfchen Sekundenkleber. Also los. Ganz einfach. Was sollte da schon schiefgehen?

OK, ich mach’s kurz: Ich versaue gleich den ersten Arbeitsschritt beim Zusammenschrauben meines Basses. Ganz instinktiv! 😉

Den wo würde ein halbwegs handwerklich denkender Mensch das Tröpfchen Sekundenkleber auftragen? Richtig, auf die Unterseite des Sattels. und dann einfach in die Fräsung setzen. Fertig.

Und was macht ein Dilettant stattdessen? Richtig. Ich versuche, den Tropfen in die Fräsung zu applizieren. Was natürlich nicht sauber ausgeht: Links und rechts neben der Fräsung sind jetzt kleine Stellen mit Sekundenkleber verschmiert. Na super!

Ich fange an zu schwitzen. Ich kann gerade noch den Impuls unterdrücken, den Sekundenkleber MIT DEM FINGER wegzuwischen. („Herr Stelzer, erzählen Sie jetzt bitte auch noch mal all meinen Kollegen hier in der Praxis, wie der Basshals an Ihren Finger gekommen ist!“)

Ich setze also den Sattel ein, achte auf korrekt mittigen Sitz und wische dann panisch mit dem Wolltuch den Kleber weg. Das Ergebnis:

Grandios. Als hätte ich beweisen wollen, warum dieses Bassbauprojekt für mich so eine Herausforderung ist.

Nun ja. Es hat wenigstens keine Auswirkungen auf Klang oder Funktionalität des Instruments. Auch wenn es mir jetzt so vorkommt, dass der Sattel unten doch ein wenig übersteht, einen halben Millimeter oder so. Ob das zum Problem wird? Das werde ich später sehen. Und kann es dann ja noch korrigieren (lassen).

Schnell zum nächsten Arbeitsschritt: Das Griffbrett muss noch geölt werden. Damit kenne ich mich aus, das gehört ja zu den empfehlenswerten regelmäßigen Wartungs- und Pflegearbeiten für Gitarren und Bässe. Also los, mit dem passenden Produkt:

Ich lasse das Öl schön lange einziehen, trage dann noch ein bisschen auf und reibe das Griffbrett dann vorsichtig mit einem Baumwolltuch ab. Fertig.

Ich bin komplett nassgeschwitzt und völlig erschöpft. Meine fehlende handwerkliche Intuition erstaunt mich immer wieder!

Ich brauche jetzt eine Pause. Morgen geht’s weiter …

07 WORDS OF WISDOM

HI-HI-HILFE!

So besonders originell ist mein Bassbauprojekt ja nicht. Ich befinde mich damit in durchaus vielfältiger und guter Gesellschaft. Außerdem gibt es auch in Münster Profis, die sich mit sowas auskennen.

Online gibt es zum Beispiel das Forum GitarreBassBau.de – mit einem eigenen Forum zum Thema E-Bässe. Da kann man Fragen stellen & Projekte vorstellen und findet offenbar allseits guten Rat. Wobei ich beim Lesen an solchen Stellen ins Grübeln über mein Projekt komme, wo sich zum Beispiel ein Anfänger-Bassbauer so vorstellt: „Ich bin 55, Energieanlagenelektroniker, Hobbyschreiner“ – und ihm steht neben „reichlich“ Werkzeug unter anderem auch eine komplette Schreinerei für sein Projekt zur Verfügung. Toll!

Was sollte ich da schreiben? „Ich bin 46, Werbetexter, handwerklicher Vollpfosten und besitze außer Hammer und Schraubendreher kaum vernünftiges Werkzeug“ – klingt vielversprechend, oder?

Tja. Alle bisherigen Um- und Ausbauprojekte für meine Gitarren und Bässe habe ich von erfahrenen Freunden oder Profis machen lassen. Schon damals, Ende der 80er, als ich meinen ersten Bass mit einer neuen Elektrik von Rockinger habe ausstatten lassen. Mit einem Rockinger Bass-Frog – kennt den noch jemand? 😉

I’m sorry, Dave. I’m afraid I can’t do that.

In den letzten Jahren hat vor allem David Jordan alias Dave Sustain alias Sound Ranger meine Gitarren und Bässe betreut und diverse feine Umbauten und Wartungsarbeiten erledigt. Zu meiner vollsten Zufriedenheit. Zum Beispiel hat er meinen Fender MIJ Foto Flame Jazz Bass mit edlen Bartolinis ausgestattet. So dass er nun so klingt:

Dave, der seine Gitarrenwerkstatt in Münster in Kooperation mit Helliver (der leider immer noch keine Bässe baut) betreibt, gab mir folgende grundlegende Tipps für mein Bassbauprojekt mit auf den Weg:

Hals und Korpus sollten möglichst vollflächigen, engen Kontakt haben. Also sollte die Halsfräsung im Korpus möglichst gut an den Hals angepasst sein. Soweit ich weiß, wurde das bei der Herstellung meiner Bauteile bei BassLine sichergestellt – der Body wurde passgenau für den Hals hergestellt. Check!

Auch Brücke und Korpus sollten möglichst vollflächigen, knackigen Kontakt haben. Zu diesem Zweck hatte Dave meinem Jazz Bass sogar zwei zusätzliche Befestigungsschrauben gegönnt. Bei der Göldo-Bridge müssen die vorgesehenen Schrauben erstmal reichen, denke ich.

Die Steckverbindungen meiner ausgewählten Elektrik sieht er eher als Zwischenlösung. Langfristig sei es besser, die Kontakte zu löten. OK, das kann ich mir für später vornehmen. Oder es von ihm machen lassen. 😉

Dave sagt, die Vorbohrungen, die ich von BassLine für den Korpus habe machen lassen, seien eine gute Sache. Vor allem für die Brücke, denn hier kommt es auf Millimeter an. Oder sogar auf halbe Millimeter. Denn schon ein leicht verzogener Winkel hat bei einer Long Scale-Mensur natürlich starke Auswirkungen. Ich gehe davon aus, dass da bei meinem Set alles sauber ist.

„Hey! Ho! Let’s go!“

Für mich ist es beruhigend zu wissen, dass mir mit Dave in Münster ein erfahrener Gitarrentechniker zur Verfügung steht, der etwaige Probleme meines Bassbauprojekts während oder nach der Aktion beheben kann.

Und nicht nur er: Falls zum Beispiel die Bünde des Basshalses noch mal abgerichtet werden müssen, was durchaus sein kann, könnte ich das wohl auch von Helliver-Oliver machen lassen. Wenn er denn Zeit hat. Momentan scheint sich da ja irgendwas Neues anzukündigen, bin gespannt.

Und dann gibt es in Münster ja auch noch Ernie Rissmann mit seiner Gitarrenwerkstatt, der ebenfalls alle möglichen Servicearbeiten ausführt.

Dann fange ich wohl einfach mal an! 

 

 

 

06 U GOT THE LOOK

„Color U peach and black“

Die Teile sind da – und das Holz von Hals & Body sieht gut aus. Das kann aber nicht so bleiben. Denn das Holz soll SUPER aussehen. Doch ich will es nicht lackieren, sondern ölen & wachsen. Das ist ein durchaus übliches Holzfinish und hat eine sehr natürliche Anmutung. Ein weitere Vorteil: Das ist so ziemlich der einzige handwerkliche Teil meines Projekts, für den ich ein kleines bisschen Erfahrung mitbringe.

Ich habe nämlich als Student in den 90ern so einige Naturholzmöbel gehabt, die ich selbst geölt & gewachst habe. Das funktionierte ganz gut und das Ergebnis sah m. E. auch sehr gut aus. Zum Beispiel so:

Lange her! Tisch & Bett sind verschenkt & verkauft, der Couchtisch steht nebenan auf dem Dachboden. Aber ein Ergebnis meiner damaligen Möbelarbeit habe ich immer noch täglich im Blick:

Schöne Farbe, gell? Seit über 20 Jahren sitze & arbeite ich jetzt an diesem Schreibtisch …

„A natural beauty unaffected“

Ein bisschen Möbelwachs haben wir sogar noch. Aber kein Öl. Und bevor ich irgendetwas neu kaufe, lasse ich mich lieber beraten. Denn einer der vielen Vorteile einer zentralen innerstädtischen Wohnlage ist es, dass man potenziell für alle möglichen Anliegen die passenden Fachgeschäfte in der Nähe hat. Zum Beispiel dieses hier, keine fünf Fahrradminuten von uns entfernt: Heeke rundum-natur.de.

Dort wurde ich von Ludger Heeke kompetent und ausführlich beraten. Ich hatte vorher schon festgestellt, dass es Leinos Hartöl auch in verschiedenen Farbvarianten gibt. Und zwar in diesen:

Mein Blick verfing sich da spontan im Bereich Pinie – Bernstein – Kastanie. Das konnte ich dann noch genauer aufdröseln, denn ich hatte mein Holz mitgebracht:

Nach kurzer visueller Kontemplation von Pinie – Bernstein – Kastanie entschied ich mich für die im wahrsten Sinne des Wortes goldene Mitte: Bernstein!

Dazu empfiehlt mir Ludger Heeke, als Finish nicht das normale Möbelwachs, sondern das Hartöl Spezial – Öl & Wachs in einem Produkt.

Die Vorgehensweise sollte dann ungefähr so sein:

1. Dünner Auftrag mit dem Bernstein-Hartöl.

2. Zwei bis drei Tage einziehen / trocknen lassen.

3. Zweiter Auftrag Bernstein-Hartöl.

4. Zwei bis drei Tage einziehen / trocknen lassen.

5. Dünner Auftrag Hartöl Spezial.

6. Zwei bis drei Tage einziehen / trocknen lassen.

7. Polieren und fertig.

Für diesen Arbeitsprozess habe ich dann gleich noch alles Weitere bei rundum-natur.de gekauft:

Zwei Pinsel, zwei große Tücher, etwas Schleifpapier für alle Fälle, Kreppband und natürlich die beiden Fläschchen Hartöl & Hartöl Spezial. Fertig!

„You’ve got the look, you’ve got the hook“

Kann’s kaum erwarten, damit anzufangen! Wieder mal Party-Stimmung & gute Laune hier. Vorfreude ist ja immer die schönste. Ob sich das ändert, wenn ich dann wirklich anfange? Wir werden’s sehen!